Das Thema "Frauen und Finanzen" gewinnt seit einigen Jahren deutlich an Bedeutung: Banken umwerben Frauen als neue Zielgruppe mit gezielten Angeboten. Auf Social-Media-Plattformen liefern Influencerinnen alles, was Frau vermeintlich oder tatsächlich wissen muss, um sich selbst um ihre Finanzen zu kümmern. Und "Female Finance" ist das neue Lieblingsthema vieler Podcasts und Artikel.

Aber was genau ist eigentlich "Female Finance"? Und sind "rosa Finanzen" tatsächlich die Lösung, um Frauen dazu zu bringen, sich für ihre Finanzen zu interessieren? "Nein", findet Lisa Hassenzahl, Geschäftsführerin der Ypsos Finanzplanung aus Darmstadt sowie Gründerin der Finanzberatung Her Family Office, ebenfalls mit Sitz in Darmstadt. Die zertifizierte Finanzplanerin ist zudem Mitglied im Vorstand des Financial Planning Standards Board (FPSB) Deutschland. "Unter dem Überbegriff 'Female Finance' finden sich viele verschiedene Themenbereiche. Ein großer Schwerpunkt ist aber 'Finanzwissen und Kapitalanlage für Frauen'", erläutert sie in einer Mitteilung des FPSB. 

Vereinfachte Angebote
Diese Entwicklung sei auch sehr positiv zu bewerten. Jeder Zeitungsartikel, Blogbeitrag oder Social-Media-Post trage schließlich dazu bei, Frauen deutlich zu machen, wie wichtig es ist, die eigenen Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Das heiße aber keineswegs, dass Frauen auch Anlagetipps oder Beratung ausschließlich von weiblichen Finanzprofis benötigten, erklärt Hassenzahl. "Und was wir sicher nicht brauchen, sind 'rosa Finanzen'", konstatiert sie. Darunter fielen zum Beispiel spezielle Produktlösungen für Frauen oder bis zur fachlichen Fragwürdigkeit vereinfachte Angebote, gerne auch in Kombination mit sehr viel Rosa und Pink. "Diese treffen aber nicht den Kern des Problems", so Hassenzahl. 

Denn der liegt ganz woanders. "Frauen haben oft ein deutlich größeres Informationsbedürfnis, möchten Zusammenhänge besser verstehen und haben vor allem den Wunsch, mit ihrer Ausgangssituation, ihren Zielen und Herausforderungen im Mittelpunkt der Beratung zu stehen", erklärt Hassenzahl. Kurz gesagt: Frauen interessieren sich in erster Linie für ihre Finanzplanung und erst dann für konkrete Anlageprodukte. "Mit der Finanzplanung als Ausgangspunkt zu starten, ist daher eine sinnvolle Herangehensweise", sagt Hassenzahl. Diese – auch das zeigten Studien – ließe Frauen bei der Kapitalanlage langfristig erfolgreicher werden. (am)