Dem Wachstum passiver Strategien konnte sich auch der traditionelle aktive Manager Fidelity nicht entziehen. So heuerte die Gesellschaft vor zwei Jahren Nick King an. Er arbeitete zuvor bei Blackrocks Passiv-Tochter iShares. Bei Fidelity International baute er von London aus die ETF-Sparte auf.

Herr King, Fidelity International notierte im vergangenen Jahr erstmals in Europa eigene Smart-Beta-ETFs an der Börse. Dieses Jahr öffnete Ihr Haus einige nicht-börsennotierte Indexfonds auf Standardbarometer für den Vertrieb an Privatkunden. Greifen Sie nun großflächig im Passiv-Geschäft an?

Nick King: Uns ging es vor allem darum, unseren Kunden all die Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie benötigen. Und unsere Klienten wollen beides: aktive Manager, die versuchen den Vergleichsindex zu schlagen, sowie Produkte, welche die Marktentwicklung widerspiegeln – also reines Beta liefern. Wir hatten bereits eine Reihe von Indexfonds in Großbritannien. Nun legten wir auch in Irland Portfolios auf, öffneten sie für den Retailvertrieb und glichen die Gebühren der Anteilsklassen an. Alle Anleger zahlen damit den gleichen Preis. Es geht uns um einfache Lösungen und um eine Demokratisierung der Geldanlage.

Wollen Sie weitere Indexfonds nach diesem Modell auflegen?

King: Wir haben derzeit zwar noch keine konkreten Pläne. Aber wir werden sicherlich noch Produkte auf weitere Anlageklassen und Regionen auflegen, um die Kundenbedürfnisse zu erfüllen. Zudem beobachten wir kontinuierlich die sich verändernden Präferenzen. Danach erweitern wir gezielt unsere Produktpalette.


Das Wachstum von ETFs verändert nicht nicht nur die Fondsbranche. Auch die Indexanbietern stehen Umwälzungen an. Denn immer mehr Produktanbieter entwickeln ihre eigenen Barometer, wie Fidelity. Wie sich die Indexanbieter anpassen, lesen Sie in der soeben erschienenen Heftausgabe 2/2018 von FONDS professionell.


Daneben bieten Sie seit einem Jahr Smart-Beta-ETFs auf weltweite und US-Qualitätsaktien. Wie verlief der Start?

King: Wir stehen hier zwar immer noch am Anfang, doch wir erreichten immerhin ein verwaltetes Vermögen von rund 210 Millionen Euro. Das ist durchaus ansehnlich und für das erste Jahr sind wir damit sehr zufrieden. Der Wert seit Auflage hat sich sehr stark entwickelt, sodass die zwei Strategien mehr als sieben Prozent besser performen als vergleichbare Wettbewerbsprodukte.

Wer investiert in Ihre ETFs?

King: Über die Kundenstruktur gibt es keine Transparenz, da die Anteilsscheine anonym über die Börse gehandelt werden. Wir wissen jedoch, dass es – wie bei anderen Portfolios – vorwiegend institutionelle Anleger wie Versicherungen, Pensionskassen, Versorgungswerke, Privatbanken und Vermögensverwalter sowie andere Fondsmanager sind. Auch aus dem Retailbereich beobachten wir Zuflüsse. Allerdings entwickelt sich hier das Interesse erst langsam.

Nutzen auch Fidelity-Fonds die ETFs?

King: Ja, auch einige der Fondsmanager unseres Hauses nutzen unsere ETFs als Instrument, insbesondere dort, wo Ertragsstrategien gefragt sind.

Wollen Sie die Smart-Beta-Produktpalette erweitern?

King: Ja, wir planen, in den nächsten Monaten weitere Smart-Beta-Strategien aufzulegen. Zudem haben wir im vergangenen Jahr unser ertragsorientiertes Sortiment bereits um Qualitätsaktien aus Europa und den Schwellenländern ergänzt. Hinzu gekommen sind auch währungsgesicherte Anteilsklassen. Auch das Thema nachhaltige Investments schauen wir uns derzeit genauer an.

Die Finanzmarktrichtlinie Mifid II ist in Kraft getreten. Treibt diese den Vertrieb von ETFs nochmal stärker an?

King: Die Regulierung hat den Blickwinkel auf Kosten und Transparenz gelenkt. Das war für passive Produkte ganz klar von Vorteil. Diese Entwicklung, kombiniert mit der guten Entwicklung der Märkte in den vergangenen Jahren, hat das starke Wachstum begünstigt. Einfache, günstige und transparente Lösungen sind auch weiterhin gefragt. Auf der anderen Seite ist das derzeitige, volatile Marktumfeld ideal für aktive Manager geeignet – und das könnte die bisher hohen Wachstumsraten im Passiv-Bereich ein wenig eintrüben.

Planen Sie, neben Smart-Beta-Produkten auch aktive Portfolios als ETF anzubieten?

King: Derzeit konzentrieren wir uns auf den Ausbau unserer Smart-Beta-ETF-Palette. Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keine Ambitionen, aktive ETFs in Europa anzubieten. Grundsätzlich denke ich, dass das Vehikel eines ETFs ein effizienter Weg ist, auf aktive und passive Investmentexpertise zuzugreifen. Bei aktiven ETFs ist nur die Frage, wie das geistige Eigentum des Produktanbieters gewahrt bleibt. Eine Reihe von Aufsichtsbehörden weltweit entwickelt bereits ein Modell, das den effizienten Handel von Investments über die Börse ermöglicht und gleichzeitig geistiges Eigentum schützt. So erlaubt der australische Regulator aktive ETFs, die ihr Portfolio nicht auf täglicher Basis voll transparent machen müssen. Daraufhin haben etliche Asset Manager Produkte an der australischen Börse aufgelegt.

Vielen Dank für das Gespräch. (ert)