Für 36 Prozent der Kunden in Deutschland sind persönliche Berater erste Anlaufstelle für die Kommunikation mit der Hausbank. Nur 21 Prozent nutzen für die Bankkommunikation vorzugsweise die Smartphone-App. Zum Vergleich: Im EU-Schnitt ist die mobile App für 34 Prozent der Kunden die vorrangige Schnittstelle zur Bank. Zu diesen Ergebnissen kommt der Report "Digital Banking Experience" des Marktforschers Ipsos und der Beratungsfirma Sopra Steria.

Ursache für die digitale Zurückhaltung könnte das große Angebot an Bankfilialen sein, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Bezogen auf die Fläche, habe Deutschland fast doppelt so viele Filialen wie der EU-Schnitt. Hinzu komme, dass die Bundesbürger offenbar seltener Kontakt zur Bank suchen. So prüften hierzulande 27 Prozent mindestens einmal am Tag ihren Kontostand, im EU-Durchschnitt seien es 37 Prozent. Zudem seien in Deutschland Bargeld und Girocard beliebt; deshalb seien weniger App-gestützte Bezahlverfahren im Einsatz.

Halbherzige App-Strategie
Die Mitteilung liefert indes auch eine ganz einfache potenzielle Erklärung für die Unterschiede. "Eine andere mögliche Ursache ist, dass die Befragten den Begriff 'Kommunikationskanal mit der Bank' in jedem Land anders auffassen: Kundinnen und Kunden in Deutschland stufen die App-Nutzung für Standardgeschäftsvorfälle im Banking demnach nicht als Kommunikation ein."

Eine überproportionale Ablehnung digitaler Banking-Kanäle in Deutschland lasse sich nicht ausmachen, so die Studie. 20 Prozent der Befragten geben demnach an, ganz auf persönliche Beratung verzichten zu können, im EU-Schnitt sind es 17 Prozent. Wahrscheinlicher sei, dass es mehr Anreize für die App-Nutzung braucht. Banken in Deutschland investierten in moderne und zuverlässige Banking-Apps, sagt Stefan Schmid, Geschäftsführer der Sopra-Steria-Tochter It-Economics: "Allerdings bieten sie meist nur einen Teil ihrer Leistungen digital an. Wenn allerdings selbst Banken ihre digitalen Kanäle nicht als neuen Standard betrachten, werden es die Kundinnen und Kunden auch nicht machen." (fp)