Wenn Kylie Jenner auf Instagram einen Lippenstift aufträgt oder Cristiano Ronaldo ebendort Situps macht, schauen Millionen zu. Auch völlig unbekannte Persönlichkeiten scharen auf Social-Media-Kanälen mit lustigen Tanzvideos, Foto-Hacks und Fußball- oder Zaubertricks oft Hunderttausende Follower um sich. Ihre Anleitungen – geteilt in Form von Videos, Podcasts oder Fotoblogs, auf Plattformen wie Facebook, Linkedin, Youtube und anderen – gelten der begeisterten Community als Vorlage.

Auch Anleger informieren sich immer häufiger über solche digitalen Medien. Allerdings konnten sich Influencer in diesem Bereich bisher nicht so richtig durchsetzen. Das sagen die Autoren einer Untersuchung durch die Verbraucherkreditplattform Younited. Demnach informieren sich 18 Prozent aller Befragten auf Social Media zu Finanzfragen. Etwas mehr, nämlich 20 Prozent aller Befragten, können sich sogar vorstellen, bei der Entscheidungsfindung auf Social Media zurückzugreifen. Doch der große Rest bleibt skeptisch: Finanz-Influencer werden als unseriös wahrgenommen und genießen kein Vertrauen, sagen 65 Prozent.

Junge vertrauen Influencern mehr
Von diesen allgemeinen Werten heben sich naturgemäß die jüngeren, digitalaffinen Befragten ab: In der Altersgruppe 25 bis 34 Jahre informieren sich immerhin 37 Prozent über Finanzfragen auf Social Media. Knapp die Hälfte der Altersgruppe 18 bis 24 Jahre folgt sogar Finanz-Influencern. Von den 300 Befragten, die angaben, einem Finanz-Influencer zu folgen, hat mehr als die Hälfte schon auf dessen Rat gehört.

In der Gesamtbevölkerung bleiben jedoch die altbekannten Kanäle die wichtigsten: Die bevorzugten Informationsquellen in Sachen Finanzen sind Fernsehen (27 Prozent), Freunde und Familie (26 Prozent) sowie Bank- und Finanzberater (25 Prozent). Tageszeitungen und Magazine in gedruckter Form verlieren vor allem bei jüngeren Zielgruppen weiter an Bedeutung. Nur 17 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und nur 16 Prozent der 25- bis 34-Jährigen nutzen sie zur Informationsgewinnung.  

Influencern fehlt Know-how
Der Grund, warum man Finanz-Influencern nicht vertraut, liegt in der mangelnden Expertise (mehr als die Hälfte aller Befragten gibt das an). Weitere Gründe für die "Vertrauensverweigerung" liegen im Interessenskonflikt zwischen Information und bezahlter Werbung (44 Prozent) sowie einer unverständlichen Aufbereitung des Finanzwissens (13 Prozent).

Angesichts dieser Ergebnisse hätten traditionelle Finanzbetriebe gute Chancen, wenn sie selbst Influencer-Marketing betreiben, so Jana Koch, Marketingchefin von Younited. Die Lücke der fehlenden Expertise könnten klassische Finanzinstitute für sich nutzen, da sie das gewünschte Know-how mitbringen. Dadurch könne man eine junge Zielgruppe überzeugen und frühzeitig an sich binden. Besonders überraschend sei gewesen, dass vor allem einkommensstarke Haushalte (ab 5.000 Euro Nettoeinkommen) sich intensiv auf Social Media über Finanzen informieren, Influencern folgen und insbesondere ihre Ratschläge für finanzielle Entscheidungen auch bereits umgesetzt haben.

Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Yougov unter 2.040 Teilnehmern durchgeführt und ist bevölkerungsrepräsentativ nach Alter, Geschlecht und Region. Die Umfrage basiert auf Online-Interviews mit Teilnehmern des Yougov Panels Deutschland. (eml)