Die Riester-Rente hat schon bessere Tage gesehen. Die staatlich geförderte Altersvorsorge wird von vielen Seiten wegen der hohen Kosten sowie damit verbundenen Mini-Rendite kritisiert. Das wirkt sich auch auf die Kunden aus, die Zahl der bestehenden Verträge ist im Sinkflug begriffen – auch die der Fondssparpläne, die sich lange Zeit gegen den Abwärtstrend stemmen konnten. Die Bundesregierung hatte in ihrem Koalitionsvertrag daher Besserung versprochen, ein neues Gesetz liegt aber immer noch nicht vor. Nun schlägt Deutschlands Finanzlobby einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) zufolge Alarm. Sie warnt sogar, ab 2021 keine Riester-Produkt mehr anbieten zu können, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht ändern. 

"Die Zeit für eine Reform läuft davon", zitiert die Zeitung aus einem Brief an Bundeskanzleramtsminister Helge Braun. Für Sparer und Anbieter stehe "viel auf dem Spiel". Die Riester-Rente laufe Gefahr, wegen der historisch niedrigen Zinsen und der bestehenden 100-Prozent-Beitragsgarantie "für die Kunden renditeschwach und für die Anbieter unwirtschaftlich zu werden", so die SZ. Verbraucher seien deshalb "verunsichert und vernachlässigen ihre Vorsorgebemühungen". Das aber bedeute: "Anbieter stehen derzeit vor der Entscheidung, die Riester-Rente aufgrund der durch die Garantie unverhältnismäßig gewordenen Eigenkapitalanforderungen bereits für das kommende Jahr vom Markt zu nehmen."

Nächster Vorstoß der Branche
Unterschrieben haben den Brandbrief die im GDV organisierten deutschen Versicherer, der Fondsverband BVI, der Verband der Privaten Bausparkassen und die Gruppe der Landesbausparkassen. Alle erwarten laut Darstellung der Zeitung "ein unverzügliches, konkretes Reformsignal der Bundesregierung". Nur so ließen sich "die Voraussetzungen für einen Neustart schaffen". Die oben genannten Finanzdienstleister hatten übrigens schon vor rund einem Jahr einen Fünf-Punkte-Plan zur Reform des Riester-Systems vorgelegt. Kernforderung war, die hundertprozentige Kapitalgarantie für die Produkte zu kippen. Zudem sollen die Kosten runter.

Die Bundesregierung lässt sich aber Zeit. Im Dialog mit den Verbänden sei deutlich geworden, dass es "zur Zukunft der steuerlich geförderten privaten Altersvorsorge sehr unterschiedliche Auffassungen und Vorschläge" gebe, teilte eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums (BMF) der SZ mit. "Die Meinungsbildung hierzu ist noch nicht abgeschlossen", heißt es in der Stellungnahme weiter. Einen konkreten Zeitpunkt für die Vorlage eines Gesetzentwurfes nannte das BMF der Zeitung nicht. (jb)