Mehr Transparenz in der Finanzberatung schaffen und den Anlegerschutz stärken: Das waren zwei der erklärten Ziele der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II. Nun ist das Regelwerk bereits seit dem 3. Januar 2018 in Kraft, doch von Transparenz für die Anleger ist nicht viel zu merken. Dies hat jedenfalls eine Umfrage des Financial Planning Standards Board Deutschland (FPSB Deutschland) unter den angeschlossenen Finanzplanern ergeben.

"Eine wesentliche Verbesserung der Transparenz durch Mifid II können unsere FPSB-Mitglieder nach einem Jahr Erfahrung mit der neuen Finanzmarktrichtlinie nicht feststellen", sagt der Vorstandsvorsitzende, Professor Rolf Tilmes. Ein erster Kritikpunkt betrifft die vorgeschriebene Ex-ante-Kostendarstellung, bei der die Kosten einer Geldanlage über mehrere Jahre kumuliert als Gesamtsumme sowie als Prozentzahl ausgewiesen werden müssen. Das sei nach Erfahrung der Finanzplaner für die meisten Kunden kaum verständlich. 

Es kommt zu Fehlentscheidungen
"Vielen ist nicht klar, was zum Beispiel 15 Prozent Gesamtkosten in fünf Jahren bedeutet", erklärt Tilmes. Zudem falle es den Kunden schwer, eine solche Zahl zu interpretieren und sie mit anderen Anlagemöglichkeiten zu vergleichen. Die Erfahrung der befragten Finanzplaner habe gezeigt, dass es bei Kunden so zu Fehlentscheidungen komme. "Hier geht Mifid II am Ziel, den Anlegern auf Basis einer fairen Entscheidungsgrundlage zu der für sie passenden Anlageentscheidung zu verhelfen, vorbei", konstatiert Tilmes. 

Zudem ergebe sich eine Divergenz zwischen den in den "Wesentlichen Anlegerinformationen" (OGAW-KID) ausgewiesenen laufenden Kosten und den Kosteninformationen im Kaufauftrag. So fließen in die laufenden Kosten im OGAW-KID keine Transaktionskosten ein, was in der Ex-ante-Kosteninformation hingegen der Fall ist. "Statt für Klarheit zu sorgen, verwirrt dies die Kunden", sagt Tilmes.

Überhöhte Kostenquote
Ein weiterer Kritikpunkt der Financial Planner betrifft die Aufnahme der Performance Fee mit dem Wert des Vorjahres. Ein erfolgreicher Fonds werde dadurch im Folgejahr als teuer dargestellt, wohingegen ein Produkt mit schlechter Leistung kostengünstig erscheint. "Bei der Kostenkumulation über mehrere Jahre wird damit unterstellt, dass der Fonds einerseits eine sehr hohe Wertentwicklung hat, da die Performance Fee eingerechnet wird, andererseits die Anlagesumme als Basis der unveränderten Kostenquote gleichbleibt", so der FPSB-Vorstand. "Im Ergebnis ergibt das eine überhöhte und unrealistische Kostenquote, die ebenfalls Fehlentscheidungen begünstigt."

Als weiteres Problem sehen es die Finanzplaner, dass die fix vorgegebene, recht kurze Haltedauer von Wertpapieren zu höheren ausgewiesenen Gesamtkosten pro Jahr führt. "Hier wünschen sich die Kunden ausdrücklich, dass auch die Annahme einer längeren Haltedauer möglich sein müsste", sagt Tilmes. Es sei hilfreicher, den Kunden einmal jährlich oder bei Anpassung der Gebühren eine generelle Information über die Höhe der anfallenden Kosten mit einem konkreten Beispiel zukommen zu lassen. Zudem wäre es besser, die Performance Fee in ihrer Höhe – ähnlich wie die Wertentwicklung – als Wert der vergangenen Kalenderjahre in den "Wesentlichen Anlegerinformationen" auszuweisen. (am)