In den beiden vergangenen Jahren haben private Anleger in Deutschland ihr Interesse an Aktien entdeckt. Diese neu entstandene "Aktienkultur" hält auch der schwierigen aktuellen Marktlage stand, wie das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (Diva) mitteilt: Der von Diva errechnete "Deutsche Geldanlage-Index" (Divax-GA) verzeichnete mit einem Wert von 28,9 zwar einen leichten Rückgang gegenüber der Winter-Erhebung (31,3). Er liegt aber über dem Vergleichswert des Vorjahres (27,6), heißt es in der Pressemitteilung des Instituts.

Vor allem die 18- bis 29-Jährigen sind die Treiber bei aktienbasierten Anlagen. Schaut man laut Diva nur auf diese Gruppe, so liegt der Wert bei 56,1 Indexpunkten. Er ist innerhalb eines Jahres um fast 50 Prozent gestiegen und ist so inzwischen fast doppelt so hoch wie der Index für die Gesamtbevölkerung (28,9).

Aktien, Aktienfonds und Fondspolicen mit hohem Aktienanteil zählen
Zur Erklärung: Der Index weist eine Spannweite von minus 100 bis plus 100 auf – somit zeigt er klar eine optimistische Haltung der Anleger. Seine Berechnung basiert auf einer halbjährlichen, repräsentative Umfrage unter 2.000 Bürgern in Deutschland, die über ihre Haltung zu langfristiger Vermögensbildung und aktienbasierten Anlageformen Auskunft geben sollen. Darunter fallen neben Einzelwerten auch Investmentfonds und fondsgebundene Renten- und Lebensversicherungen mit signifikantem Aktienanteil. 

"Die Talfahrt der Börsen ist vor allem auf institutionelle und spekulative Anleger zurückzuführen", kommentiert Professor Michael Heuser, wissenschaftlicher Direktor des Diva. "Sie haben mit massiven Aktienverkäufen auf den Ukraine-Krieg und den Zinsanstieg reagiert. In einem solchen Umfeld hätte ein deutlicher Rückgang des Geldanlage-Index als Stimmungsbild der privaten Anleger nicht überrascht." Die Menschen in Deutschland verstünden offensichtlich zunehmend, dass kurzfristige Schwankungen am Aktienmarkt in der langfristigen Betrachtung wenig Relevanz haben, so Heuser. Der Divax-GA lasse daher den Schluss zu: "Die deutsche Aktienkultur ist robust und wird ihre Reifeprüfung in den aktuellen Verwerfungen sehr wahrscheinlich bestehen." (jb)