Als der Bäcker an Ecke die Brötchen noch selbst knetete und anbot, war die Welt noch in Ordnung. Doch seit Backwaren auf den Fließbändern der Zentralbäckereien garen und in die vielen Filialen weniger, großer Ketten gekarrt werden, ist dem Wohle der Kunden nicht mehr gedient. Ähnlich schlecht wirkt es sich auf den Wettbewerb aus, wenn die Beteiligungen an Unternehmen in der Hand weniger, weltumspannender Akteure gebündelt sind: den Fondsgesellschaften.

So jedenfalls leiten zwei Finanzwissenschaftler ihre Fundamentalkritik an der unheilvollen "Strippenzieherei" durch die Fondsbranche ein. Der renommierte Kölner Ökonom Axel Ockenfels und Martin Schmal, Assistenzprofessor in Michigan, wettern in einem Gastbeitrag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gegen die wettbewerbsverzerrende Wirkung der Großeigner. Weil immer mehr Firmenanteile – auch von konkurrierenden Konzernen desselben Wirtschaftszweigs – in ein und denselben Händen lägen, hätten die Unternehmen kein echtes Interesse mehr an einem funktionierenden Wettbewerb.

Microsoft und Apple in einer Hand
Für ihre These nennen die Forscher auch ein Beispiel. Die Vermögensverwalter Vanguard und Blackrock seien die beiden größten Anteilseigner sowohl von Microsoft als auch von deseen ärgstem Konkurrenten Apple. "Dass sich große Teile der Eigentumsrechte ganzer Industrien bei wenigen Fondsgesellschaften bündeln, führt zu einer Inkongruenz zwischen dem Gewinninteresse einer Firma und dem seiner Eigentümer", argumentieren Ockenfels und Schmal. "Dies untergräbt den Wettbewerb und hemmt den Wohlstand der Nationen."

Weil große Vermögensverwalter Hunderte oder sogar Tausende Unternehmen in ihrem Portfolio führen würden, identifizierten sie sich nicht mit "ihrer" Firma. Der kleine Handwerks-Bäcker habe hingegen noch mit seinem Namen für die Qualität und Sorgfalt in seiner Backstube gebürgt. Die Asset Manager würden sich noch nicht einmal für die Gewinne oder Risiken eines einzelnen Unternehmens näher interessieren. Relevant sei vielmehr der Wert des gesamten Portfolios.

Fehler im System
Die Kritik der Ökonomen geht sogar noch weiter: Investieren die Vermögensverwalter breit in eine ganze Branche, werde der Gewinn nicht einfach dadurch höher, dass jedes einzelne Unternehmen egoistisch und aggressiv seinen eigenen Gewinn maximiere. Der Gewinn einer ganzen Branche sei im Gegenteil dann am größten, wenn die einzelnen Unternehmen sich gegenseitig möglichst wenig Konkurrenz machen.

Als Stütze für ihre These verweisen die beiden Wirtschaftswissenschaftler auf Studien aus den USA. Dort sei sowohl bei Bankdienstleistungen als auch im Flugverkehrn ein Zusammenhang zwischen der Eigentümerstruktur und der Preisentwicklung festgestellt worden. Immer wenn erhebliche Anteile in der jeweiligen Branche in einzelnen Händen zusammengeflossen seien, hätten die Preise zugenommen.

Die Forscher schränken aber auch ein: "All dies bedeutet natürlich nicht notwendigerweise, dass die Fondsgesellschaften einen großen Plan zur Marktbeherrschung der Großkonzerne der westlichen Welt betreiben. Das eigentliche Problem ist struktureller Natur." Demgegenüber stünde auch der positive Effekt der Fonds, dass sie Guthaben möglichst breit streuen und den Wert ihrer Portfolios im Sinne der Kunden steigern würden. (ert)