Keine Abhängigkeit von einzelnen Produktgebern, keinerlei Provisionen und volle Kostentransparenz: Diese Argumente führen die Verfechter der Honorarberatung meist ins Feld, wenn sie für ihr Modell argumentieren. Doch offenbar lassen nicht alle Honorarberater und all ihre Berufsverbände stets volle Transparenz in jeder Beziehung walten. Darauf deutet zumindest ein Bericht des Verbrauchermagazins "Finanztest" hin. 

Wer sich beim Bundesverband unabhängiger Honorarberater gemeinnütziger e. V. nach einem Finanzprofi erkundige, werde "auffällig häufig" an die Deutsche Honorarberatung GmbH mit Sitz in Düsseldorf vermittelt, heißt es in einem Artikel auf dem Portal "Test.de", der mit der Schlagzeile "Dubioser Verband von Honorarberatern" überschrieben ist. Das allein muss nichts bedeuten, immerhin wäre es ja möglich, dass das Unternehmen das kompetenteste, kostengünstigste oder fairste Mitglied im genannten Beraterverband ist. "Schwierig" finden es die Autoren des Artikels allerdings, dass der Geschäftsführer der Deutschen Honorarberatung, Christian Hagemann, auch den Bundesverband unabhängiger Honorarberater gegründet habe. Darauf, so schreibt "Test.de", würden aber weder der Verband noch die Beratungsfirma hinweisen.

Verdeckte Anfrage
Die Deutsche Honorarberatung bestreite, dass der Bundesverband unabhängiger Honorarberater besonders oft an sie vermittelt, schreibt "Test.de". Die Redaktion habe entsprechende Kritik anderer Berater jedoch überprüft. Das Ergebnis: Bei einer verdeckten Anfrage von "Finanztest" habe der Verband tatsächlich nur die Deutsche Honorarberatung empfohlen. Diese werbe zudem damit, dass der Beraterverband sie zertifiziert habe.

Sowohl Christian Hagemann als auch der Bundesverband unabhängiger Honorarberater wehren sich auf Nachfrage von FONDS professionell ONLINE gegen die Kritik von "Test.de" und "Finanztest" und weisen die Vermutung möglicher Interessensverflechtungen vehement zurück. "Die Deutsche Honorarberatung GmbH wird bei von Verbrauchern an den Bundesverband unabhängiger Honorarberater gemeinnütziger e.V. gerichteten Suchanfragen nach einem unabhängigen Honorarberater in keiner Weise bevorzugt", erklärt Hagemann. 

Berufung auf "objektive Kriterien"
Die Weitergabe der Kontaktdaten der Mitgliedsunternehmen beim Bundesverband an die anfragenden Verbraucher erfolge nach festen objektiven Kriterien (zertifiziertes Mitglied oder zertifiziertes Fördermitglied, Spezialisierung auf das Beratungsthema, freie Beratungskapazität, transparente Honorarabrechnung nach der Gebührenübersicht und räumliche Nähe). Die Deutsche Honorarberatung erfülle alle Anforderungen vollständig.

Dieselben Kriterien nennt auch Gregor Bara, Vorstand des Bundesverbandes unabhängiger Honorarberater. Diese seien für alle Honorarberater gleichermaßen gültig. "Jedem Mitglied steht es frei, die Auswahlkriterien ganz, teilweise oder nur die Aufnahmebedingungen zu erfüllen", führt er aus. "Mehrere zertifizierte Honorarberater arbeiten für die Deutsche Honorarberatung und bekommen Verbraucheranfragen über deren Zentrale", so Bara.

Vorwurf der Verquickung zurückgewiesen
Auch die Vermutung, sein Unternehmen werde durch den Verband häufig empfohlen, weil er diesen gegründet habe, weist Hagemann von sich. "Der Bundesverband unabhängiger Honorarberater gemeinnütziger e.V. ist ein regulärer und als gemeinnützig anerkannter Verein", erklärt er. "Zur Gründung eines Vereins bedarf es bekanntlich mindestens sieben Personen. Ich war lediglich eines der sieben Gründungsmitglieder des Bundesverbands unabhängiger Honorarberater gemeinnütziger e.V. und war in den ersten Jahren Vorstand."

Seine Beratungsfirma sei mit dem Verband in keiner Weise verquickt. "Die Deutsche Honorarberatung GmbH ist lediglich eines von vielen Mitgliedsunternehmen im Bundesverband unabhängiger Honorarberater e.V.", so Hagemann. Sein Unternehmen verfüge im Verband über kein Stimmrecht, er selbst bekleide dort keine Funktion. 

Verband bietet Zertifizierung an
Richtig sei, dass der Verband seine Firma zertifiziert habe. Der Bundesverband unabhängiger Honorarberater habe die Deutsche Honorarberatung wie jedes andere Mitgliedsunternehmen auch daraufhin geprüft, ob sie ausschließlich honorarberatend und nicht parallel zugleich auch als Makler tätig ist.

"Weil die Deutsche Honorarberatung GmbH ausschließlich auf Honorarbasis tätig ist und über die Erlaubnisse als Versicherungsberater gemäß Paragraf 34d, Absatz 2 Gewerbeordnung und als Honorar-Finanzanlagenberater gemäß Paragraf 34h Gewerbeordnung verfügt, ist sie vom Bundesverband unabhängiger Honorarberater gemeinnütziger e.V. zertifiziert worden und darf somit als zertifiziertes Mitgliedsunternehmen das Siegel führen", so Hagemann.

Beratung angefragt – Deutsche Honorarberatung empfohlen
Am Mittwoch (17.8.2022) füllte eine Redakteurin von FONDS professionell das Kontaktformular auf der Website des Verbands aus, verbunden mit einem Wunsch nach Beratung. Tags darauf wurde auch ihr per E-Mail die Deutsche Honorarberatung empfohlen. "Finanztest" setzte den Verband auf seine "Warn­liste Geld­anlage". (am)