Fast sechs Jahre ist es her, dass Jens Wüstenbecker vom Chefposten seines Maklerpools BCA in den Aufsichtsrat wechselte. Das Sagen bei dem Bad Homburger Unternehmen hatte er jedoch immer noch, denn er und seine Familie kontrollierten gut 55 Prozent der Anteile. Mit dem Einstieg der Ideal Versicherung (FONDS professionell ONLINE berichtete) ändert sich das nun: Die Versicherung aus Berlin hat zehn Prozent minus eine BCA-Aktie übernommen – und zwar von Danielle Wüstenbecker, der Frau des Unternehmensgründers.

In den Pressemitteilungen, die Ideal und BCA zu dem Deal verschickt hatten, fehlte der Hinweis darauf, dass es sich bei dem Geschäft um den bloßen Tausch eines Aktienpakets handelte. "Die BCA AG freut sich sehr, mit den Ideal Versicherungen einen weiteren in der Branche anerkannten Aktionär zu erhalten", ließen sich die BCA-Vorstände Jutta Krienke, Oliver Lang und Frank Ulbricht zitieren. In der Tat sind bei BCA schon vier Maklerversicherer an Bord: 2009 haben sich die Barmenia Krankenversicherung, Signal Iduna, Volkswohl Bund und die Stuttgarter Versicherung mit jeweils 9,99 Prozent an BCA beteiligt – verbunden mit einer Kapitalerhöhung über insgesamt rund acht Millionen Euro. Beim Einstieg der Ideal floss jetzt kein frisches Geld. Das BCA-Eigenkapital schrumpfte im verlustreichen Jahr 2011 zwar um eine Million, lag zum Jahresende 2011 aber immerhin noch bei knapp zehn Millionen Euro. Neuere Geschäftszahlen liegen noch nicht vor.

Wüstenbecker trägt Verlust der absoluten Mehrheit mit Fassung
Jens Wüstenbecker nennt einen einfachen Grund, warum seine Frau ihr Aktienpaket verkauft hat. "Unsere Familie hat sich von einem Teil ihrer BCA-Aktien getrennt, um das Vermögen insgesamt besser streuen zu können", sagte er gegenüber FONDS professionell Online. Der Verlust der absoluten Mehrheit schmerzt ihn offensichtlich nicht: "Insgesamt halten wir immer noch fast 50 Prozent der Anteile, wichtige Unternehmensentscheidungen können deshalb nicht ohne unsere Zustimmung getroffen werden." Den Einstieg der Ideal wertet er auch aus Unternehmenssicht positiv. "Es ist besser, fünf statt nur vier Versicherer im Boot zu haben – das betont die Unabhängigkeit", sagte er.

Wüstenbecker selbst hält 9,99 Prozent der BCA-Anteile. Seiner Tochter gehören über die Wüstenbecker GmbH & Co. KG 35,29 Prozent der Aktien. Die fünf Versicherer kommen zusammen auf knapp 50 Prozent, der Rest der Anteile liegt bei der BCA oder befindet sich im Streubesitz.

BCA verhandelt lose mit weiteren möglichen Aktionären
Gut möglich, dass sich Wüstenbeckers Anteil eines Tages weiter reduziert. BCA-Vorstand Lang sagte gegenüber FONDS professionell ONLINE, lose Verhandlungen mit drei weiteren möglichen Anteilseignern zu führen – einer Versicherung, einer Bank und einer Investmentgesellschaft. "Es gibt allerdings überhaupt keinen Zeitdruck für diese Gespräche", sagte er.

"Wichtig ist uns vielmehr, Aktionäre zu finden, die wissen, dass mit ihrem Anteil keine Lenkungsfunktion verbunden ist – alles andere würde die Unabhängigkeit unseres Pools untergraben", so Lang. Am liebsten wäre es ihm daher, langfristig sogar 20 oder 25 Anbieter als Aktionär zu haben. (bm)