Deutsche und amerikanische Haushalte weisen nach wie vor signifikante Unterschiede in Bezug auf ihre jeweilige Sparstrategie auf. Das führt zu erheblichen Konsequenzen bei den damit erzielten Anlage- und Versorgungsergebnissen. Darauf weist Sven Ebert, Senior Research Analyst beim Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch, in einem ausführlichen Analysebeitrag hin.

Während in Deutschland private Haushalte etwa elf Prozent ihres verfügbaren Einkommens sparen, liegt die Sparrate in den USA bei sechs Prozent. Diese Zahlen seien zwar ein Beleg für eine deutlich stärker ausgeprägte Sparneigung der Deutschen, so Ebert, jedoch spiegele sich diese nicht in einem höheren Vermögensstand von Rentnern wider. "Leider machen wir zu wenig aus unserer Spartugend", beklagt der Analyst. Der deutsche Rentner sei ärmer als sein amerikanischer Altersgenosse, das verfügbare Einkommen von Menschen über 65 liege in Deutschland unter 90 Prozent des durchschnittlich verfügbaren Einkommens der Gesamtbevölkerung, in den USA betrage dieser Wert fast 95 Prozent.

Deutlich höhere Hausbesitzquote in den USA
"Zudem leben in Deutschland nur knapp 60 Prozent der Rentner in einer eigenen Immobilie, in den USA sind es fast 80 Prozent", so Ebert, für den das nur den Schluss zulässt: Wer mehr spare, am Ende aber weniger Vermögen besitze, lege offenbar mit geringerer Verzinsung an. Die in diesem Zusammenhang entscheidende Nettorendite habe vereinfacht gesagt drei wesentliche Komponenten nach der Kurzformel "Nettorendite = Wertsteigerungen der Kapitalanlagen – Steuern – Gebühren". Was die Frage aufwerfe: "Investieren die Amerikaner also in ertragreichere Kapitalanlagen; zahlen sie weniger Steuern; sind die Gebühren niedriger? Oder ist es am Ende ein bisschen von allem, was die Amerikaner die Nase vorn haben lässt?"

Einen wesentlichen Grund für so erhebliche Diskrepanzen hat Ebert in den unterschiedlichen Systemen der betrieblichen Altersvorsorge in beiden Ländern ausgemacht. In den USA setze man auf lediglich zwei bAV-Versionen in Form sogenannter 401(k)-Pläne. Beide seien geprägt von hohen Aktienquoten der Anlagemischung, die bei über 50 Prozent liegen. Die 401(k)-Sparform sei zudem geprägt von hohen Steuerfreibeträgen und moderaten Gebühren sowie dem Verzicht auf Garantien und nicht zuletzt einer einfachen Übertragbarkeit.

Erheblicher Reformbedarf bei der betrieblichen Vorsorge
Das deutsche bAV-System dagegen werde getragen von vier verschiedenen Zusagearten und fünf unterschiedlichen Durchführungswegen mit insgesamt mehr als zehn Ausgestaltungsmöglichkeiten. Die Anlagemischung werde dominiert von festverzinslichen Wertpapieren und zusätzlichen Garantien. Hinzu kommen hohe Sozialabgaben und geringe Steuerfreibeträge sowie eine nach Produkt und Anbieter variierende Gebührengestaltung. Zudem sei eine Übertragung in der Praxis oft nur mit hohem Aufwand möglich.

Ebert spricht am Ende von einem "Highway" des amerikanischen bAV-Systems, während in Deutschland ein nur schwer zu durchdringender "Dschungel" in Bezug auf die betriebliche Vorsorge vorherrsche. Daraus leitet er konkrete Forderungen an die deutsche Politik ab. "In den Regulierungsdschungel sollte eine Schneise geschlagen und in dieser eine 'Sparautobahn' errichtet werden", so der Analyst. Man solle sich auf eine Zusageart konzentrieren und diese weitestmöglich vereinfachen. Simplizität müsse Priorität erhalten, damit Transparenz entstehe und selbstbestimmtes Sparen möglich werde. Zudem sollte eine solche einfache Lösung auf Garantien verzichten, eine verbesserte Übertragbarkeit garantieren und eine Ausweitung der steuerlichen Förderung enthalten.

Auf die Fortsetzung darf man gespannt sein. Denn im demnächst folgenden zweiten Teil seines Vergleichs des Sparverhaltens in beiden Ländern will sich Ebert auf die Suche nach Problemen in der privaten Vorsorge in Deutschland machen. (hh)