Die Sparkassen in Deutschland haben 2022 unter dem Strich nicht einmal halb so viel frisches Geld mit Investmentfonds eingeworben wie im Vorjahr. Das geht aus Zahlen hervor, die der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) der Redaktion von FONDS professionell ONLINE auf Anfrage zur Verfügung stellte.

Demnach setzten die Sparkassen im vergangenen Jahr netto Fonds für 12,1 Milliarden Euro ab, 55 Prozent weniger als in den vorangegangenen zwölf Monaten. Allerdings war 2021 mit Blick auf den Fondsabsatz der Institute ein Rekordjahr gewesen. Das Neugeschäft 2022 lag immer noch deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen Dekade (siehe Grafik).

Guter Zertifikateabsatz rettet das Wertpapiergeschäft
Interessant ist, dass das Wertpapiergeschäft insgesamt stabil blieb: Der Nettoabsatz sank im Vergleich zum Vorjahr nur um 1,5 Prozent auf 29 Milliarden Euro. Zu verdanken ist das insbesondere dem Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren, zu dem der DSGV auch die Zertifikate zählt.

2021 hatten die Sparkassenkunden unter dem Strich noch 1,1 Milliarden Euro aus Anleihen und Retail-Derivaten abgezogen, 2022 dagegen investierten sie netto 13,9 Milliarden Euro in diese Produkte. Der wichtigste Grund dürften die gestiegenen Zinsen sein, die nicht nur Anleiheninvestments rentabler machten, sondern auch attraktivere Auszahlungsprofile mit Zertifikaten erlaubten.
 

Grafik: FONDS professionell; Quelle: DSGV

Schmerzhafte Abschreibungen
An einer anderen Stelle bekamen die Sparkassen die Zinswende jedoch schmerzhaft zu spüren: In Summe mussten sie 7,9 Milliarden Euro auf ihre Wertpapieranlagen abschreiben, vor allem wegen der Kursrückgänge bei Anleihen. DSGV-Präsident Helmut Schleweis betonte, die Papiere seien zu ihrem Kurs am 31. Dezember bilanziert worden. Würden die Anleihen bis zur Endfälligkeit gehalten, wovon in der Regel auszugehen sei, dann würden die zwischenzeitlichen Wertkorrekturen wieder aufgeholt werden. Bereits vergangene Woche hatte der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken gemeldet, dass die Genossenschaftsbanken 2022 rund 5,8 Milliarden Euro auf ihre Wertpapierbestände abschreiben mussten

Das Thema hat an Aktualität gewonnen, nachdem mehrere US-amerikanische Regionalbanken wegen ihrer Anleihenbestände unter Druck geraten waren: Weil viele Kunden panisch ihr Geld abzogen, mussten sie Papiere mit Verlust verkaufen, die Silicon Valley Bank rutschte deshalb in die Pleite. In Deutschland ist ein solches Szenario sehr unwahrscheinlich: Sowohl bei den Sparkassen als auch bei den Volks- und Raiffeisenbanken lief das operative Geschäft im vergangenen Jahr so gut, dass beide Gruppen die Verluste gut wegstecken und das Jahr mit Gewinn beenden konnten. (bm/Bloomberg)