Zum Ersten, zum Zweiten und zum… Nein, zum dritten Mal passiert es nicht! Zwei Jahre lang musste der Fondsfrauen-Gipfel aufgrund der Corona-Pandemie live aus einem Studio übertragen werden. 2023 konnte das Spitzentreffen des Karrierenetzwerks endlich wieder vor Ort in Mannheim stattfinden – einen Tag vor dem Beginn des 21. FONDS professionell KONGRESSES. Es war bereits der achte Gipfel des 2015 aus der Taufe gehobenen Netzwerks.

"Was sind das bloß für Zeiten, in denen wir leben", sagte Fondsfrauen-Initiatorin Anne Connelly, als sie die Gäste begrüßte. In der Tat jagt derzeit eine Krise die andere. "Corona, Ukraine-Krieg, immer weiter steigende Inflation und jetzt wackeln auch noch die Banken", zählte Connelly auf. "Aber wir Fondsfrauen lassen uns davon nicht unterkriegen, wir sind wieder da", rief sie aus.

Längst eine Bewegung
Eigentlich waren die Fondsfrauen nie weg, sondern haben auch in Krisenzeiten viel geschafft. "Mittlerweile erreichen unsere Aktivitäten 8.000 Frauen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Luxemburg – und zwar jede Woche", berichtete Connelly. Was 2015 mit einem mutigen Schritt von drei mutigen Frauen begann – neben Anne Connelly gehören auch Anke Dembowski und Manuela Fröhlich zu den Mitgründerinnen des Netzwerks – ist längst eine Bewegung geworden.

Mut war das zentrale Thema des diesjährigen Fondsfrauen-Gipfels. Diesen brauchen aktuell auch Asset Manager, wenn sie die Veränderungen, die sich an den Märkten und bei den Kunden vollziehen, als Chance nutzen wollen. "Wir kommen aus einer Dekade, in der das Wachstum fast kein Halten kannte", erklärte Lisa Hofmann, Senior Managerin bei der KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in ihrem Impulsvortrag: "New World – Die Zukunft des Asset Managements". Sie hielt ihn gemeinsam mit ihrer Kollegin Maike Madagua. "Mittlerweile sind wir jedoch in einer Phase, die von hoher Volatilität und viel Unsicherheit geprägt ist", so Hofmann.

Change als Chance
Wollen Asset Manager "Change als Chance" begreifen, müssten sie an drei Punkten ansetzen: an der Marktbearbeitung, bei den Produkten und beim Betriebsmanagement. "Lange Zeit reichte es aus, den Kunden zu kennen und ihm einen passenden Fonds ins Depot zu legen", sagte Hofmann. Inzwischen jedoch seien Anleger durch digitale Angebote viel besser informiert, hätten hohe Ansprüche an die Transparenz und wollten über Produkte auch mitbestimmen, so die Expertin. So forderten manche Kunden zum Beispiel gezielt Impact-Fonds. "Es ist wichtig, sich darauf einzulassen und mit den Anlegern sehr transparent zu kommunizieren", erklärte Hofmann. Einmal im Jahr einen Bericht zum Depot zu schicken, reiche längst nicht mehr aus.

Ebenso komme es darauf an, die Betriebsabläufe zu optimieren, indem standardisierte Prozesse entweder ausgelagert oder von Künstlicher Intelligenz übernommen werden, erklärte Maike Madagua. "Es wird künftig immer mehr darauf hinauslaufen, dass Mensch und Maschine kooperieren", sagte sie. Nicht zuletzt müssten Kapitalverwaltungsgesellschaften ihre Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit und Technologie so aufstellen, dass sie für künftige Generationen attraktiv sind. "Nur dann können sie dem Motto folgen: 'Mit Power in die Zukunft'", sagte Madagua.

Nachhaltigkeit klar definieren
Beim anschließenden Panel diskutierten Katja Lammert, Geschäftsführerin von MEAG Munich Ego Asset Management und der MEAG Munich Ergo Kapitalanlagegesellschaft, Nadejda de Lousanoff, Director Institutional Clients bei Golding Capital Partners, Roxanne Spitznagel, Ökonomin bei Vanguard Asset Management, und Ulrich Kaffarnik, Mitglied des Vorstands von DJE Kapital, über die strukturellen Herausforderungen im Asset Management. Dabei spielte das Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. "Institutionelle Kunden haben ganz genaue Vorstellungen davon, was sie unter Nachhaltigkeit verstehen, Retailkunden hingegen weniger", sagte Katja Lammert. Daher müssten Asset Manager sich klar positionieren und definieren, was ESG für sie bedeutet. 

Kaffarnik sieht Nachhaltigkeit als politisches Thema, in dem noch viel Bewegung sei. Roxanne Spitznagel machte darauf aufmerksam, dass zur Nachhaltigkeit auch Gender Diversity gehöre. "Es ist längst empirisch belegt, dass gemischte Portfoliomanager-Teams höhere Renditen erzielen, als solche, in denen nur Frauen oder nur Männer tätig sind", sagte sie. Das sollten Asset Manager berücksichtigen.

Mutige Entscheidungen
"Mut tut gut" – unter dieser Überschrift sollte der Vortrag von Unternehmensberaterin, Coach und Autorin Silke Foth stehen. Doch da sie verhindert war, übernahm Anne Connelly diesen Teil des Gipfels kurzerhand selbst. Einer ihrer mutigsten Schritte sei es gewesen, die gut bezahlte Position als Director Marketing EMEA bei Morningstar zu verlassen, die Fondsfrauen mitzugründen und das Internetportal "Hermoney" aus der Taufe zu heben. Dann erzählten Gipfel-Teilnehmerinnen von ihren mutigsten Entscheidungen.

Nach interessanten Erfahrungsberichten von Frauen aus der Finanzbranche, die Job und Familie erfolgreich unter einen Hut gebracht haben, und spannenden Einblicken in die Welt der Krypto-Assets, betrat eine Frau die Bühne, die definitiv jede Menge Mut bewiesen hat: Edda Schröder, Gründerin und Geschäftsführerin des Frankfurter Impact-Investors Invest in Visions. 

Die Mikrofinanz-Pionierin
Für Schröder spielte Nachhaltigkeit schon eine zentrale Rolle, lange bevor das Thema zum großen Trend wurde. Auf dem Podium interviewt von Manuela Fröhlich erzählte sie, wie sie im Jahr 2006 ihre Position in der Geschäftsführung von Schroders an den Nagel hängte, um ihre eigene Fondsboutique zu gründen und zwei Jahre später einen Mikrofinanzfonds aufzulegen, der sich an institutionelle Investoren richtete. 2011 brachte Edda Schröder in Deutschland den IIV Mikrofinanzfonds auf den Markt, das erste Produkt dieser Art, das auch Privatanlegern offensteht. 

"Am Anfang war es nicht einfach, genügend Anleger davon zu überzeugen, dass ein Mikrofinanzfonds sinnvoll ist", sagte Schröder. Doch sie ließ sich durch nichts von ihrer Überzeugung abbringen, blieb dran, bis ihr Fonds schließlich groß wurde. Genau das rief Edda Schröder auch den Teilnehmerinnen des achten Fondsfrauen-Gipfels zu: "Habt den Mut, Eure Ideen, Eure Träume umzusetzen, bleibt hartnäckig dran – dann geht das auch!" (am)