Die geplante Reform des deutschen Leitindex Dax hat zu einer Diskussion zwischen dem 
Deutschen Aktieninstitut (DAI) und den Kommunikationsprofis vom Deutschen Investor Relations Verband (DIRK) sowie Vertretern der Fondsindustrie geführt. Das berichtet die "Börsen-Zeitung". Die Diskussion dreht sich um den Vorschlag der Deutsche-Börse-Tochter Stoxx, das maximale Gewicht eines Wertes im Dax von bisher zehn auf 15 Prozent anzuheben.  

Die Kappungsgrenze soll bislang verhindern, dass kein Unternehmen einen zu großen Anteil an dem Index bekommt, da er die Vielfalt der deutschen Wirtschaft abbilden soll. Allerdings hat die aktuelle Grenze dazu geführt, dass sich der Industriegase-Konzern Linde von der Deutschen Börse verabschiedete und seine Aktien nur in New York listen lässt. Einige Experten sehen eine höhere Kappungsgrenze daher als Mittel, dass andere Unternehmen mit überdurchschnittlich steigendem Börsenwert sich nicht vom deutschen Aktienhandel zurückziehen.

Aktionärsvertreter für Anhebung
Bis Mittwoch, 8. November, hatten Marktteilnehmer Zeit, sich zu dem Vorschlag von Stoxx zu äußern. Das DAI sprach sich dafür aus, die Kappungsgrenze beim Dax anzuheben. "Mit der Anhebung der Kappungsgrenze auf 15 Prozent schließen die Dax-Auswahlindizes zu international vergleichbaren Auswahlindizes auf", zitiert die "Börsen-Zeitung" aus einer Stellungnahme des DAI. Ferner sollte ein Index in erster Linie die Kapitalmarktwirklichkeit gut abbilden. Wenn darin Unternehmen existieren, die eine besonders hohe Marktkapitalisierung haben, dann sollte das auch im Index berücksichtigt werden, so das DAI.

Auch der DIRK plädiert für die Anhebung. "Im Zuge einer Umfrage unter über 250 börsennotierten Unternehmen haben wir festgestellt, dass rund 60 Prozent der antwortenden Unternehmen eine Erhöhung der Kappungsgrenze bevorzugen würden, während rund 40 Prozent eine solche Anhebung nicht befürworten würden", schreibt DIRK-Geschäftsführer Kay Bommer laut "Börsen-Zeitung". Als wesentliche Argumente für eine Anhebung der Kappungsgrenze nennt er die Harmonisierung europäischer Standards, die Verhinderung des Abwanderns von Index-Schwergewichten sowie die Kontinuität der Indexberechnung.

Fondsseite gegen höhere Kappungsgrenze 
Hingegen erklärt der deutsche Fondsverband BVI: "Den Vorschlag, die Kappungsgrenze für den Dax von zehn auf 15 Prozent zu erhöhen, unterstützen wir derzeit nicht. Alle Finanzindizes sollten breit diversifiziert sein, damit (aktive) Vermögensverwalter in möglichst viele Bestandteile eines Finanzindex investieren können", heißt es in einer Stellungnahme des BVI. 

Es sei ferner zu bezweifeln, dass der Vorschlag von Stoxx, die Kappungsgrenze anzuheben, die Marktattraktivität der deutschen Dax-Indizes erhöhen wird. Eine Anhebung der Kappungsgrenze werde in der Regel keine angemessene Risikoverteilung auf dem Markt widerspiegeln, sie kann auch die Liquidität für kleinere Indexteilnehmer verringern. Dies könne nicht im Interesse dieser Unternehmen sein. 

Problem: Vorschriften im Kapitalanlagegesetzbuch
Der Verband verweist auch darauf, dass deutsche Vermögensverwalter die im Paragraf 206 des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB) und in der OGAW-Richtlinie festgelegten Anlagegrenzen einhalten müssen: UCITS-Fonds, die sich nicht an einem Index orientieren, dürfen zur Vermeidung von Klumpenrisiken nicht mehr als zehn Prozent ihres Vermögens in einen Einzelwert investieren. UCITS-Indexfonds dagegen dürfen laut Paragraf 209 KAGB zu 20 Prozent investiert sein.

Auch Union Investment spricht sich gegen die Anhebung aus. "Als aktiver Fondsmanager innerhalb der EU unterliegen wir den gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen der europäischen UCITS-Richtlinie und des deutschen Investmentrechts. Hierzu gehört, dass ein einzelner Fonds nicht mehr als zehn Prozent seiner Mittel in eine einzelne Aktie investieren darf. Hintergrund ist die Vermeidung von Klumpenrisiken und der Wunsch nach einer breiten Diversifikation", zitiert die Zeitung Benjardin Gärtner, Leiter Aktienfondsmanagement bei Union Investment. 

Union Investment: Erhöhung der Grenze wäre "Rückschritt"
Die Erweiterung des Dax von 30 auf 40 Werte habe auch diesem Aspekt Rechnung getragen. Ein 15-prozentiger Cap würde dem nun wieder entgegenwirken und wäre ein Rückschritt. "Darf oder kann ein Index mehr als zehn Prozent in der Gewichtung einzelner Werte aufweisen, wäre ein Fondsmanager in seiner relativen Anlageentscheidung nicht mehr frei und müsste auch bei einer positiven Aktieneinschätzung eine zwangsweise Untergewichtung in Kauf nehmen", so Gärtner weiter. (jb)