Die Fondsratinggesellschaft Morningstar hat ein rechnergestütztes System entwickelt, bei dem ein selbstlernender Algorithmus die Bewertung einzelner Fonds durch menschliche Analysten nachvollzieht. Die Maschine vergibt wie beim herkömmlichen Pendant die Bewertungen "Gold", "Silber" sowie "Bronze", "Neutral" und "Negativ". Das Rating soll monatlich aktualisiert werden und Publikumsfonds und börsengehandelte Indexfonds abdecken.

Mit dem sogenannten Morningstar Quantitative Rating for Funds (MQR) will die Agentur aber nicht ihre Experten durch Robo-Ratings ersetzen, sondern die Benotung von Fonds ermöglichen, die ansonsten keine Bewertung erhalten würden. Wegen des hohen Aufwands erstellen die Morningstar-Analysten nur bei ausgewählten, größeren Fonds einen Report. Die Ratingagentur verfügt eigenen Angaben zufolge mit mehr als 100 Analysten über eines der größten unabhängigen Manager-Research-Teams weltweit, die mehr als 3.700 Fonds prüfen. Daneben bietet die Agentur noch das Sterne-Rating, das auf historischen Kennzahlen fußt.

Mit 10.000 Entscheidungen gefüttert
"Das MQR besteht aus einer Serie von elf Einzelmodellen, die so zusammenwirken, dass eine bestmögliche Annäherung an das Analyst Rating möglich ist", erläutern die Experten der Gesellschaft das neue Verfahren. Dieses stützt sich auf einen zweistufigen Prozess. Zunächst schätzt das Computersystem die Ergebnisse für jede der fünf Säulen eines Fondsratings. Diese fünf Säulen sind die Analyse des Anbieters, des Portfoliomanagers, der Performance-Konsistenz, der Kosten sowie des Investmentprozesses. In der zweiten Stufe wird das Gesamt-Rating ermittelt. 

Um den Algorithmus zu trainieren, haben die Programmierer die Maschine mit 10.000 Rating-Updates der menschlichen Analysten aus der Vergangenheit gefüttert. Aus diesen Mustern leitet der Computer sein Entscheidungsverfahren ab. Um zu testen, wie das Rechenmodell arbeitet, glichen die Morningstar-Experten die Ergebnisse der Robo-Ratings dann mit den Einschätzungen ihrer festangestellten Kollegen ab.

Schwierige Nuancen
Die Ratinggesellschaft zeigt sich mit dem Abschneiden des Algo-Ratings zufrieden. "Nur 4,4 Prozent der von unseren Analysten mit "Negativ" bewerteten Fonds erhalten im MQR ein positives Rating. Umgekehrt werden nur 0,9 Prozent der von den Analysten empfohlenen Fonds im MQR negativ bewertet", betonen die Morningstar-Experten.

Schwierigkeiten habe der Robo aber damit, die positiven Einstufungen "Gold", "Silber" und "Bronze" so zu treffen, wie es die menschlichen Analysten getan hätten, räumen die Programmierer ein. Insgesamt lautet das Urteil von Morningstar zu seinem Algo-Analysten aber: "Test bestanden!". (ert)