Die zeitweilig zugesperrten Fonds der Boutique H2O Asset Management öffneten erst jüngst wieder ihre Tore. Doch bei manchen Vertriebskanälen sind sie weiterhin gesperrt. So erlaubt die Fondsplattform FFB keine Käufe von Fondsanteilen. Kunden können diese lediglich verkaufen. Dies geht aus einer Mitteilung hervor, die FONDS professionell ONLINE vorliegt. Das Institut bestätigte auf Anfrage die Entscheidung. Die Bank ist damit nicht allein. Dies zeigt eine Umfrage der Redaktion unter weiteren deutschen Fondsplattformen.

Hintergrund der Schließung sind massive Investments von H2O-Gründer und Frontmann Bruno Crastes in illiquide Anleihen, die dem Umfeld des schillernden Investors Lars Windhorst zuzurechnen sind. Als diese Verquickung vor einem Jahr durch die "Financial Times" ans Tageslicht kam, zogen Anleger Milliarden von der Boutique ab. Im Zuge der Coronakrise büßten einige Portfolios empfindlich an Wert ein – und verpassten teilweise die anschließende Erholung an den Finanzmärkten. In der Folge veranlasste die französische Finanzaufsicht die Schließung von drei Fonds. H2O kam Der Aufforderung Ende August 2020 nach und sperrte zudem vier weitere Publikumsfonds zu.

Verweis auf Sorgfaltspflicht
In der Schließungszeit teilte H2O die Portfolios auf. Die illiquiden Investments wurden in sogenannte "Sidepockets" verschoben. Diese "Seitentaschen" sind ein erst kürzlich eingeführtes Instrument zur Liquiditätssteuerung bei Publikumsfonds. Diese illiquiden Teile sollen abgewickelt werden und bleiben bis zur Liquidierung geschlossen. Die Fonds mit den liquiden Wertpapiere wurden hingegen Mitte Oktober wieder für Anteilsausgaben und -rücknahmen geöffnet.

Kunden der FFB können jedoch die liquiden H2O-Fonds nur zurückgeben, aber keine Anteile mehr erwerben. Die zum Asset-Management-Riesen Fidelity International zählende Bank begründet den Schritt mit einem Verweis auf die in der Finanzmarktrichtlinie Mifid verankerte Sorgfaltspflicht. "Als Mifid-reguliertes Unternehmen müssen wir unsere Entscheidungen verantwortungsvoll und im besten Kundeninteresse treffen", teilt die zu Fidelity International gehörende Bank mit. "Unserer Ansicht nach kommen wir mit diesem Schritt unserer Pflicht nach."

Comdirect und Consorsbank sperren ebenfalls Käufe
Andere Institute sehen das ähnlich. Der Direktbroker der Commerzbank, die Comdirect, ergriff ebenfalls Maßnahmen – wenngleich nur für das Privatkundengeschäft. "Comdirect hat im B2C-Segment alle Investmentfonds aus dem Hause H2O Asset Management im November 2020 für Neuanlagen bis auf weiteres ausgesetzt", lässt das Institut auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE wissen. Für das Geschäftskundensegment gelte diese Regelung allerdings nicht. "Bisher bei Business Partners handelbare Fonds sind weiterhin handelbar", heißt es von dem Ableger der zweitgrößten deutschen Bank.

Die BNP Paribas schränkte ebenfalls den Handel ein. Der hiesige Direktbroker der Franzosen, die Consorsbank, sperrte die liquiden H2O-Teile für Käufe. Die Fonds seien lediglich zum Verkauf freigeschaltet, teilt das Institut auf Anfrage der Redaktion mit. Auch im Geschäftskundenbereich gibt es Einschränkungen. Bei der B2B-Marke DAB BNP Paribas würden Käufe freigeschaltet, "wenn unsere Partner, also insbesondere unabhängige Vermögensverwalter, dies nachfragen", so die Bank. "Einige der Fonds wurden aufgrund von gezielten Anfragen seitens der Vermögensverwalter wieder für den Kauf freigeschaltet", berichtet ein Sprecher.

Gar nicht erst im Programm
Keine Einschränkungen für H2O-Portfolios nimmt hingegen die Fondsdepot Bank vor. "Wir bieten derzeit den Handel für die liquiden Anteilsklassen an." Lediglich die illiquiden Sidepockets könnten bis zur Bereinigung nicht gehandelt werden. Allerdings seien die liquiden Fonds dem Finanzinformationsdienst WM Daten zufolge in der höchsten Risikoklasse eingestuft. "Somit erhält der Kunde die Information über das mit dem Erwerb verbundene Risiko und kann mit seinem Berater darüber sprechen", ergänzt die Fondsdepot Bank. Das Institut betont, dass es selbst keine Beratung oder Produktempfehlung anbiete.

Als weitere wichtige Fondsplattform berichtet Ebase auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE: "Wir haben keine Fonds von H2O Asset Management bei uns gelistet oder im Bestand." Der Luxemburger Anbieter Moventum teilt mit, keine Angaben machen zu können. Die Augsburger Aktienbank schließlich erläutert, "einige H2O-Fonds gelistet" zu haben. "Wenn Fonds unseren internen Richtlinien entsprechen, dann sind diese auch für den Handel offen", heißt es vonseiten des Instituts weiter. Lediglich die Sidepockets könnten bei der AAB nicht gehandelt werden.

Vertriebspartner und Eigner wenden sich ab
H2O gerät wegen der schwachen Performance und der Schließung der Fonds bereits von anderer Seite unter Druck. Der "Financial Times" zufolge nimmt die französische Großbank Crédit Agricole bei einer Lebensversicherungstochter die Fonds von H2O aus dem Programm. Demnach sollen keine H2O-Portfolios mehr an Neukunden verkauft werden. Zudem verliert die Boutique ihren Haupteigner. Die Konzernmutter Natixis teilte jüngst mit, ihren Mehrheitsanteil an H2O verkaufen zu wollen. Die Boutique zähle nicht mehr zum strategischen Kern. (ert)