Ukraine-Krieg, Inflation, Zinswende und Rücksetzer an den Börsen: Für die erfolgsverwöhnten deutschen Asset Manager ist der Boom erst einmal vorbei. Doch trotz der Abkühlung im Fondsgeschäft suchen sie dem Personalvermittler Indigo Headhunters zufolge weiterhin mit Hochdruck nach Spitzenpersonal. "Es ist ein Bereich im Personalvermittlungsmarkt, der weiterhin auf Topniveau läuft", sagte Indigo-Geschäftsführerin Karin Schambach der "Börsen-Zeitung".

Dies liege nicht zuletzt auch daran, dass es vielen Vermögensverwaltern an Konzepten für einen sinnvollen Umgang mit dem bevorstehenden Generationenwechsel und dem Problem des mangelnden Nachwuchses fehle. Zwar sei den Gesellschaften bewusst, dass zahlreiche Stellen frei werden, wenn sich die Generation der Babyboomer in den Ruhestand verabschiedet. Dennoch sprächen die Unternehmen mit ihren hochkarätigen Mitarbeitern im Alter ab Mitte 50 eher über die Frage, wie lange sie noch arbeiten wollen, und über Altersteilzeit. 

Kampf um die Jungen
Sinnvoller wäre es, sie mit entsprechenden Gehältern und Fortbildungsangeboten dazu zu bringen, möglichst lange bei der Stange zu bleiben, findet Schambach. Doch stattdessen liefern sich die Asset Manager der Expertin zufolge einen Kampf um die "besten Köpfe" unter den Jüngeren. Dies wiederum führe dazu, dass die Basisgehälter in der Gruppe der Berufsanfänger (Juniors) überproportional steigen.

Das gelte vor allem für den Vertrieb im Asset Management. Hier sei der Gehaltsdruck bei den Junior-Positionen besonders hoch, da deutlich mehr Personal benötigt wird als im Portfoliomanagement. "Die Spanne zwischen Jung und Alt wird somit geringer", zitiert die "Börsen-Zeitung" Schambach. Nachwuchskräfte erreichten inzwischen bereits nach drei bis vier Berufsjahren ein Gehaltsniveau, das sie vor knapp einer Dekade erst nach sieben Jahren erklommen hätten.

Beachtliches Niveau
In der Tat ist das jährliche Fixum, das Vertriebler im Retail- und Wholesale-Segment der deutschen Asset Manager erhalten, beachtlich. So dürfen sich Juniors, also Vertriebsmitarbeiter, die bereits zwei Jahre im Job sind, über ein Festgehalt zwischen 80.000 und 90.000 Euro brutto freuen (siehe Grafik oben). Die variable Vergütung beläuft sich auf zehn bis 20 Prozent.

Damit mag sich der Abstand zu den Gehältern auf dem Mid- und Senior-Level in jüngster Zeit verringert haben. Dennoch zahlt sich Erfahrung noch immer aus. So liegt das jährliche Brutto der Vertriebler bei deutschen Fondsgesellschaften, die bereits zwischen sieben und zehn Jahren im Beruf sind, immerhin bei 120.000 bis 170.000 Euro, die variable Vergütung bei 25 Prozent bis 100 Prozent.

Lange im Job oder Führungsposition
Wirklich stattlich verdienen die Seniors, die ihren Job bereits zehn Jahre oder länger ausüben oder Führungspositionen innehaben. Hier beläuft sich die durchschnittliche Gehaltsspanne auf 150.000 bis 220.000 Euro Fixum pro Jahr. Die variable Komponente liegt zwischen 25 Prozent und satten 150 Prozent.

Wichtig zu wissen: Bei dem Gehaltsreport von Indigo handelt es sich nicht um eine lückenlose Studie. Stattdessen werden ungefähre Level abgebildet. "Das ist ganz bewusst so gehalten, denn es ist angesichts der großen Spannen bei den Gehältern nicht möglich, detaillierte und gleichzeitig seriöse Aussagen zu treffen", erklärt Karin Schambach auf Nachfrage von FONDS professionell ONLINE. Akademische Gehaltsstudien beziehen sich aus diesem Grund in der Regel auf Durchschnittsgehälter. "Diese sind wiederum vergleichsweise irrelevant, wenn man den Blick auf 'High Potentials' im Markt richtet", so Schambach. 

Einstiegsgehälter außen vor
Einstiegsgehälter hat Indigo nicht abgebildet. Wie die Grafik zeigt, steigt der Report erst bei Gehältern von Vertrieblern ein, die bereits etwa zwei Jahre im Job sind. "Dann kristallisiert sich in der Regel heraus, wer die Potenzialträger sind, die es marktadäquat zu bezahlen gilt, wenn man sie halten oder gewinnen möchte", erläutert Schambach. Die Übergänge zwischen den verschiedenen Leveln sind fließend. Schließlich hängt es von der persönlichen Leistung und der jeweiligen der Gesellschaft ab, wie ein Mitarbeiter konkret einsortiert wird. (am)