Die Vorstände der Sparkassen in Nordrhein-Westfalen (NRW) haben sich auch 2015 über ein sehr ordentliches Gehaltsplus freuen dürfen. Durchschnittlich 367.000 Euro und damit noch einmal 2,9 Prozent mehr als 2014 trugen die Chefs der öffentlich-rechtlichen Institute nach Hause. Die Spitzenverdiener erhielten dabei weitaus mehr als den "Durchschnittslohn“.

Allerdings mussten sich einige Sparkassen-Spitzenmanager auch mit weniger Gehalt zufrieden geben. Das geht aus einer Auswertung diverser Geschäftsberichte hervor, die das "Handelsblatt" vorgenommen und veröffentlicht hat.


Wer die zehn Top-Verdiener unter den Vorstandschefs der NRW-Sparkassen sind, erfahren Sie in unserer Bilderstrecke oben.


Die Zeitung hatte eine solche Auswertung bereits im vergangenen Jahr gemacht. Auch diesmal mussten sich die Redakteure auf die Sparkassen in Nordrhein-Westfalen beschränken: Grund: Das bevölkerungsreichste Bundesland ist zugleich das einzige, das seine Sparkassen dazu anhält, die Vorstandsgehälter exakt zu veröffentlichen. Immerhin 99 der landesweit  insgesamt 103 Institute kamen dieser Aufforderung für 2015 auch nach und veröffentlichten sie im Bundesanzeiger.

Die Recherchen des Handelsblatts ergaben weiterhin, dass sich einige Sparkassen-Vorstandschefs 2015 über ein besonders üppiges Gehaltsplus freuen durften. In der Spitze betrug der Gehaltszuwachs 16 Prozent. Diesen erhielt Markus Hacke von der Sparkasse Lüdenscheid. Die Bank selbst begründet das dicke Plus gegenüber der Wirtschaftszeitung mit dem vertraglich festgelegten Ruhegehalt von Hackes Vorgänger, der bis Ende 2014 in Amt und Würden war: Während Hackes Pensionsansprüche "nur" 55 Prozent seines Grundgehaltes betragen, waren es bei seinem Vorgänger 70 Prozent. Um das zumindest teilweise auszugleichen, erhalte Hacke nun ein höheres Fixum.

Doch auch die übrigen Vorstandsmitglieder konnten nicht klagen. Im NRW-Durchschnitt erhielt eine typische Sparkassen-Führungsriege stolze 3,8 Prozent mehr Gehalt als 2014.


Quelle: Handelsblatt
 
Die Zahlen werfen erneut die Frage auf, ob die Chefs der Sparkassen nicht zu großzügig entlohnt werden – erst recht angesichts der aktuellen politischen Debatten um die Möglichkeit staatlicher Eingriffe zur Deckelung von Millionenboni in der Privatwirtschaft, wie aktuell beim Wolfsburger Automobilkonzern Volkswagen, der zu immerhin mehr als 20 Prozent in Besitz des Bundeslandes Niedersachsen ist.
 
Der Gehaltscheck im NRW-Sparkassensektor lässt zusätzliche Zweifel an der Ernsthaftigkeit derartiger Vorhaben aufkommen. So sind die öffentlich-rechtlichen Geldinstitute oft im Besitz von finanziell klammen Kommunen, die mit gravierenden Haushaltsproblemen kämpfen.
 
Geschäftsbanken-Gehälter als Richtwert
Dennoch scheinen zumindest die Chefs der größeren Sparkassen ihren Kollegen aus anderen Bankenorganisationen in nichts nachzustehen, wenn man ihre Absolutbezüge ins Verhältnis zu den Belegschaftsstärken und Bilanzsummen setzt – typischerweise sind das bei den NRW-Sparkassen 525 Mitarbeiter respektive 2,6 Milliarden Euro. "Nach unserer Auswertung der 50 größten Banken in Deutschland zeigt sich, dass Manager in öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten sehr ähnlich vergütet werden wie Manager in vergleichbaren privaten und genossenschaftlichen Banken", zitiert das Handelsblatt Petra Knab-Hägele vom Berratungsunternehmen HKP Group. (jb/ps)