Die Postbank hat in der zweiten Jahreshälfte 2017 die meisten Kündigungen bei Girokonten kassiert. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts GfK zufolge gaben 40,5 Prozent der Befragten an, ihr Konto bei der Deutschen-Bank-Tochter aufgelöst zu haben. Dies berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ). Das Bonner Institut hatte Ende 2016 die Einstiegshürden für kostenlose Konten erheblich angehoben – und damit das Umsonst-Modell faktisch abgeschafft.

Die Postbank selbst hatte in ihrem Geschäftsbericht für 2016 noch beschwichtigend davon gesprochen, trotz der neuen Gebührenordnung die Zahl der Girokonten bei über fünf Millionen relativ stabil gehalten zu haben. Per Ende 2015 waren es aber noch 5,25 Millionen gewesen. Von einer Abwanderungswelle wollte Postbank-Produktvorstand Susanne Klöß-Braekler noch im ersten Quartal nichts wissen – im Gegenteil. "Es gab weniger Kündigungen als erwartet", sagte sie im Februar der "Süddeutschen Zeitung" (SZ). 

An zweiter Stelle der Konto-Kündigungen rangiert der GfK-Umfrage zufolge der gesamte Sparkassensektor mit 18,8 Prozent. Auch hier könnten teils saftige Gebührenerhöhungen – unter anderem fürs Geldabheben am Automaten – der Anlass gewesen sein. Darauf folgen die Volks- und Raiffeisenbanken mit 13 Prozent sowie die Hypo-Vereinsbank mit 5,5 Prozent der Nennungen. Abgänge verzeichneten auch die Sparda-Banken mit vier Prozent sowie die Direkt-Tochter der Commerzbank, Comdirect, mit 2,3 Prozent.

Bedingt wechselbereit
Die meisten Neuabschlüsse schafften wiederum die öffentlich-rechtlichen Institute mit 17,7, dicht gefolgt von der Direktbank ING-Diba mit 15,5 sowie der Commerzbank mit 14,9 Prozent der Nennungen. Gleichauf bei den Kontoeröffnungen lagen die Comdirect und die genossenschaftlichen Geldhäuser mit jeweils 7,3 Prozent und die Postbank mit 4,6 Prozent, heißt es in dem Bericht der "FAZ".

Die Deutschen gelten bei Geldgeschäften bislang nur als bedingt wechselwillig. Einer Forsa-Umfrage zufolge haben im vergangenen Jahr gerade mal zwei Prozent der Deutschen ihre Bank gewechselt. Das Institut Yougov kam hingegen immerhin auf neun Prozent über die vergangenen zwölf Monate.

Seit September 2016 schreibt das sogenannte Zahlungskontengesetz einen einfacheren Wechsel des Girokontos vor. Für das Übertragen von Dauer- und Lastschriftaufträgen haben nunmehr die Banken zu sorgen und nicht mehr die Kunden. (ert)