Fast jeder zweite Finanzberater lehnt den Vorstoß der EU-Kommission rundweg ab, Gas- und Atomkraftwerke als nachhaltig einzustufen, sofern sie gewisse Vorgaben einhalten. Das zeigt eine Umfrage von FONDS professionell ONLINE, an der sich 413 Leserinnen und Leser beteiligt haben.

Die Brüsseler Behörde hatte Anfang Februar einen delegierten Rechtsakt zur EU-Taxonomie vorgelegt, jenem Klassifizierungssystem also, mit dem die Europäische Kommission definiert, welche Wirtschaftsaktivitäten künftig als klima- und umweltfreundlich gelten dürfen. Trotz harscher Proteste von verschiedenen Seiten sollen Investments in Atomenergie und Erdgas unter bestimmten Voraussetzungen als nachhaltig gelten. Eine Folge davon ist, dass entsprechende Aktien und Anleihen künftig auch in Ökofonds auftauchen könnten.

Stimmungsbild aus der Branche
Die Redaktion wollte daher wissen, was Finanzberater aus Deutschland und Österreich von diesem Schritt halten. Gut 48 Prozent der Umfrageteilnehmer stimmen der Aussage zu, diese Einstufung von Erdgas und Atomkraft als "grüne" Übergangstechnologie sei "lächerlich" und erschwere im Ergebnis die Auswahl wirklich nachhaltiger Fonds. Fast jeder Dritte (29,8%) gibt zu Protokoll, den Pragmatismus der EU-Kommission zumindest nachvollziehen zu können – schließlich wird es ohne Kernkraft und Erdgas schwierig, die Transformation zur Klimaneutralität zu meistern.

Nur gut 17 Prozent meinen, der Schritt sei zwar bedauerlich, es sei aber auch in Zukunft problemlos möglich, für die Kunden Fonds ohne Atom- und Erdgasaktien zu finden (siehe Grafik). Die Umfrage erhebt nicht den Anspruch, repräsentativ zu sein, sollte mit mehr als 400 Teilnehmern aber doch als Stimmungsbild aus der Szene der Finanzberater und Vermögensverwalter in Deutschland und Österreich taugen. (bm)