Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist komplex, die Beratung extrem aufwändig. Die bAV ist daher für Versicherungsvermittler und Finanzberater kein lohnendes Geschäftsfeld? Stimmt ganz und gar nicht, findet Anton Wittmann, Geschäftsführer eines Versicherungsmaklers im mittelfränkischen Ansbach und Trainer für betriebliche Altersversorgung an der Deutschen Makler Akademie (DMA) aus Bayreuth. "Ich würde sagen, dass im deutschen Mittelstand etwa 95 Prozent der Arbeitgeber gar nicht genau wissen, welche Haftung mit der bAV verbunden ist", sagt der Experte. Für Berater sieht er deshalb allein in der überfälligen Aufklärung ein riesiges Geschäftsfeld. 

"Produktverkäufer haben es in den vergangenen Jahren gut verstanden, die bAV wie ein Versicherungsprodukt darzustellen", erklärt Wittmann. "Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine Ergänzung des bestehenden Arbeitsvertrages um ein Leistungsversprechen wie eine Rentenzahlung", erläutert er. In der Gestaltung ihrer bAV haben Unternehmen viel Freiheit, gleichzeitig aber gehen sie Risiken ein. 

Lohnenswerter Markt
"Arbeitgeber denken oft: 'Mit 100 Euro Entgeltumwandlung pro Monat war's das für mich'", berichtet Wittmann. Doch das ist falsch. Unternehmen erwachsen aus ihren bAV-Zusagen auch zahlreiche Hinweis- und Aufklärungspflichten. "Hinzu kommen viele steuer- und sozialversicherungsrechtliche Fragen", sagt Wittmann. Hier bestehe gerade bei Mittelständlern ein hoher Bedarf an nachträglicher Beratung. "Bei rund 22 Millionen laufenden Verträgen ist diese Aufklärung im Nachhinein ein durchaus ein lohnenswerter Markt", findet der Experte. 

Neue Impulse für alle, die nicht nur beraten, sondern auch verkaufen möchten, liefern hingegen die steuer-, beitrags- und sozialversicherungsrechtlichen Verbesserungen, die das am 1. Januar 2018 in Kraft getretene Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) mit sich gebracht hat. Das Sozialpartnermodell, das Herzstück des BRSG, kann mit seinem Garantieverbot ebenfalls Chancen bieten – sofern es sich durchsetzt. 

Viel mehr als reiner Vertrieb
Eines steht allerdings fest: Wer sich die bAV dauerhaft als Geschäftsfeld erschließen will, braucht eine fundierte Ausbildung. "Nur wer über alle Förderinstrumente Bescheid weiß und sich über die verschiedenen Finanzierungsformen unterhalten kann, ist in der Lage, zu verkaufen", sagt Marco Arteaga, Partner und bAV-Experte der Kanzlei DLA Piper aus Frankfurt. Sollte sich das Sozialpartnermodell tatsächlich etablieren, sieht er die Stunde der Berater gekommen, die sich auf die bAV wirklich verstehen. 

Versicherungsvermittlern, Finanzberatern oder Financial Plannern, die sich zum bAV-Profi ausbilden lassen möchten, dazulernen oder die eigenen Kenntnisse immer auf dem aktuellen Stand halten wollen, stehen deutschlandweit Seminare und Kurse zahlreicher Anbieter offen. FONDS professionell ONLINE liefert eine Übersicht über die Weiterbildungsmöglichkeit ausgewählter Institute (siehe Tabelle oben). (am)


Einen ausführlichen Bericht über die Chancen, die sich für Vermittler und Berater auf dem bAV-Gebiet eröffnen, finden Sie in der aktuellen Heftausgabe 1/2019 von FONDS professionell. Angemeldete KLUB-Mitglieder können den Beitrag auch ab Seite 222 im E-Magazin lesen.