Die Investmentboutique H2O hat einen Teil der Wertpapiere von Unternehmen aus dem Umkreis des früheren Vorzeige-Jungmanagers Lars Windhorst verkauft. Zudem sei die Bewertung der in den Fonds verbleibenden Anleihen im Rahmen der Ucits-Regeln gesenkt worden, sodass die betroffenen Papiere weniger als zwei Prozent des gesamten, von H2O verwalteten Vermögens ausmachen. Dies erklärte die Boutique am Montag in einer Pressemitteilung. Das Haus betreut Kundengelder mit einem Volumen von mehr als 30 Milliarden Euro.

In der vergangenen Woche war durch einen Artikel in der Wirtschaftszeitung "Financial Times" bekannt geworden, dass die zum Boutiquendach der französischen Natixis Investment Managers zählende Gesellschaft unter anderem ihre Fonds H2O Adagio, H2O Allegro und H2O Multibonds mit zum Teil privat platzierten Anleihen ohne Rating bestückt hatte. Die Papiere stammen von Unternehmen, die zur Investmentgesellschaft von Windhorst zählen. Das Fondsanalysehaus Morningstar setzte daraufhin das Rating von einem der Fonds aus, um es zu überprüfen. (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Kehrtwende eingeleitet
H2O-Mitgründer Bruno Crastes hatte in einem Interview mit dem Branchendienst "Citywire" zunächst angekündigt, an den Windhorst-Investments festzuhalten. Zudem veröffentlichte das Haus am Freitag (21. Juni) ein fünfseitiges Papier, in welchem es die Hintergründe der Positionen erläuterte. Nun kam jedoch die Kehrtwende.

Aufgrund der Abschreibungen auf die Unternehmensanleihen sowie der Berichterstattung über den Fall sei die Liquidität am Markt ausgedünnt, teilte die Gesellschaft mit. Die betreffenden H2O-Fonds würden daher mit einem Abschlag zwischen drei und sieben Prozent bewertet. Zudem würden die Ausgabeaufschläge auf alle Fonds auf unbestimmte Zeit entfallen, hieß es weiter. Crastes und sein Co-Manager Vincent Chailley hatten aufgrund starker Mittelzuflüsse einen Soft-Close verhängt.

Engagement erläutert
In dem fünfseitigen Papier vom Freitag hatten Crastes und Chailley darauf verwiesen, dass der Anteil der Unternehmensanleihen ohne Rating im H2O Adagio, H2O Allegro, and H2O Multibonds sich auf jeweils 4,3, 9,7 und 8,3 Prozent des Fondsvolumens belaufe. Dies sei stets in den monatlichen Factsheet sowie in den Halbjahres- und Jahresberichten einsehbar gewesen. Die von der Regulierung vorgegebene Grenze von zehn Prozent des Fondvolumens für solche Investments sei zu keinem Zeitpunkt überschritten worden.

Demgegenüber beruhe der Großteil der Positionen, die die Fonds eingehen, auf Futures und Währungskontrakten. Demzufolge seien die Barreserven in den Fonds hoch. Beim Adagio etwa habe die Cash-Quote zuletzt bei 56 Prozent des Volumens gelegen. Crastes und Chailley entwickeln vorwiegend aus globalen volkswirtschaftlichen Überlegungen ihre Anlageideen. Dementsprechend entspringe ein Großteil der Erträge ebenso wie der Risiken der Fonds diesen Investments und nicht den Positionen in illiquiden Unternehmensanleihen, erläutert das Duo weiter.

"Zuverlässiger" Geschäftspartner
Die Kooperation mit Windhorst begründen die Manager damit, dass dieser in der Vergangenheit "wertvolle" Anlagemöglichkeiten eröffnet und sich als "zuverlässiger" Geschäftspartner erwiesen habe. Die europäischen Unternehmen von Windhorsts Investmentgesellschaft Tennor böten eine breite Streuung über den Kontinent und verschiedene Branchen. Bei dem Kauf von nicht an der Börse gehandelten Unternehmensanleihen habe H2O zudem günstige Konditionen aushandeln können.

Die Investitionsentscheidung in diese Privatplatzierungen würde jedoch nicht "blind" erfolgen. Ein Due-Diligence-Prozess sei stets durchgeführt worden. Das Management-Team von H2O habe bereits 2015 beschlossen, über Staatsanleihen hinaus auch in Unternehmensanleihen und eben auch in Private-Equity-ähnliche Papiere zu investieren. Dafür sei eigens ein Spezialist für Schuldverschreibungen eingestellt worden.

Aufgrund des Engagements von H2O bei Tennor und den angeschlossenen Beteiligungen habe Crastes zudem bei Windhorst um einen Sitz im Aufsichtsrat von Tennor gebeten. Dies sollte es H2O ermöglichen, seine Engagements genauer zu überwachen. Crastes erhalte für dieses Mandat keine Vergütung und verfolge dabei keine persönlichen Interessen, heißt es in dem Papier weiter.

Wechselvolle Karriere
Windhorst hatte in den 1990er-Jahren eine steile Karriere als Jungunternehmer begonnen. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase geriet seine Firma in Schieflage. Windhorst musste Insolvenz anmelden. Ein Grund, warum das Windhorst-Investment unter Investoren Aufsehen erregt haben dürfte, könnte auch die Tatsache sein, dass Windhorst im Jahr 2010 vom Berliner Landgericht wegen Veruntreuung von 930.000 Euro zu einer einjährigen Bewährungs- sowie zu einer Geldstrafe verurteilt worden war. Der Angeklagte war damals geständig und räumte Fehler aus "Unbedarftheit und Unerfahrenheit" ein. Fast die gesamte Summe habe er verwendet, um sein inzwischen insolventes Unternehmen zu retten, erklärte Windhorst damals.

Im Jahr 2009 folgte dann die zweite Insolvenz. Diesmal war es die von Windhorst mitgeführte Beteiligungsgesellschaft Vatas. Mit der Investmentgesellschaft Sapinda startete Windhorst 2013 dann erneut ein Comeback – und war wieder in Rechtsstreitigkeiten verstrickt. Die Firma benannte er jüngst in Tennor um. (ert)