Honorarberater warnt vor "Kollateralschäden" bei Provisionsverbot
Die EU-Kommission prüft, ob Zuwendungen in der Anlageberatung komplett untersagt werden sollen. Für Honorarfinanz-Vorstand Davor Horvat geht das zu weit – eine bessere Regulierung würde reichen, um die Auswüchse im Finanzvertrieb zu bekämpfen, so seine Überzeugung.
Davor Horvat, Vorstand des auf Honorarberatung spezialisierten Haftungsdachs Honorarfinanz aus Karlsruhe, spricht sich gegen ein vorschnelles Provisionsverbot aus – und plädiert stattdessen für "bessere Regulierungen und Branchenstandards". Naturgemäß ist Horvat Verfechter der Finanzberatung gegen Honorar. Aber ein Provisionsverbot zum jetzigen Zeitpunkt zöge seiner Meinung nach eine ganze Reihe an "Kollateralschäden" nach sich – sowohl für Haushalte mit niedrigen Einkommen als auch für die "große Zahl der redlich arbeitenden Finanzdienstleister", wie es in einer Pressemitteilung seines Instituts heißt.
Ein Provisionsverbot würde zwar zu Kosteneinsparungen für Verbraucher führen und mögliche Interessenskonflikte bei Beraterinnen und Beratern reduzieren, meint Horvat. Andere Regulierungen seien aber "sehr viel effektiver", so seine Überzeugung. Er schlägt unter anderem Zugangsbeschränkungen für freie Vermittler vor: Wer in der Finanzberatung tätig sein wolle, soll mindestens eine zweijährige Berufsausbildung vorweisen müssen, die mit einer IHK-Prüfung abgeschlossen werde. Um Interessenskonflikte zu reduzieren, genüge ein vom Gesetzgeber vorgegebener Provisionsdeckel. "Somit würden auch strukturierte Finanzorganisationen, die mit Überprovisionen ihre Karrieremodelle finanzieren, nicht mehr auf maximalen Verkaufserfolg ausgerichtet sein", meint Horvat.
Verbot von Mischmodellen gefordert
Für Honorarberater wiederum fordert er eine feste Gebührenordnung, ähnlich wie für Steuerberater oder Rechtsanwälte. "Dies würde für Transparenz gegenüber Verbrauchern sorgen und verhindern, dass einzelne Honorarberater ihre Produktempfehlungen als Provisionsersatzmodell und für überzogene Honorarrechnungen nutzen", heißt es in der Pressemeldung. Beratungshonorare sollten zudem steuerabzugsfähig oder – wie Provisionen auch – von der Umsatzsteuer befreit sein. Schließlich fordert Horvat eine strikte Trennung zwischen dem Vertrieb gegen Provision und einer Beratung gegen Honorar. "Die gegenwärtigen Mischmodelle, in denen nebeneinander einzelne Produkte gegen Provision verkauft und andere gegen Honorar empfohlen werden, führen bei Verbrauchern nur zu Irritationen", meint Horvat.
Ein generelles Provisionsverbot dagegen würde auch Bereiche treffen, die gar nicht ursächlich für die Verwerfungen im Finanzvertrieb seien. Dazu zählt Horvat vor allem die Absicherung von Sach- und Biometrie-Risiken. (bm)
Kommentare
Welchen Mist muss man als Vermittler noch ertragen?
AntwortenWenn Vorstände solchen Mist reden, warum gehen diese nicht selber vermitteln? Denn werden erleben, was sie selber verbrochen haben! Denn mit der Einführung eines Honorars, würde die Finanzdecke zu kurz. Entweder für die Vermittler, oder für die Vorstände der Pools. Denn um die Kosten decken bedarf es schon sehr viel Geld aus der Beratung, so sind die Lagerung der Kundendaten, innerhalb der Firma auf einen Server Pflicht. Eine Auslagerung in die Cloud oder an Dritte gesetzlich untersagt. Einzig der Vermittler, der Kunde und der Emitte sind berechtigt, die Daten zu verwenden. Dass ein Pool diese Daten des Kunden verwenden darf, steht nur den Kunden zu, das ergibt sich schon aus dem § 203 StGB. Was natürlich grundsätzlich nicht erfolgt, weil der Vermittler kein unselbstständiger Vermittler ist und nicht auf Rechnung des Emittent oder Pools arbeiten kann bzw. darf! Denn das wäre wiederum eine Meldelücke im Register, weil dafür nicht IHK mit dem GewO, sondern Bafin mit dem KWG-Register und Institutsregister zuständig wäre. Demnach müssten alle Tied-Vermittler, als sozialpflichtige AN arbeiteten, was der geforderten Unabhängigkeit widerspricht. Damit wäre die Tür und Tor zum Umsatz getriebenen Vertrieb, und zwar nicht im Sinne des Kunden, weil es kein Wettbewerb mehr geben würde.
Bruno1968 am 27.04.23 um 21:02