In vielen deutschen Klassenzimmern spielt das Thema Geld keine große Rolle. Das wäre aber wichtig, finden manche Finanzberater. Daher ergreifen sie die Initiative und bieten Unterricht an. So bekommen junge Leute etwa an über 60 Schulen ab der neunten Klasse die Möglichkeit, etwas über Finanzen, Geldanlage und Altersvorsorge zu lernen. Denn hier sind die "Geldlehrer" unterwegs. 

Unter ihnen sind viele Finanzberater und Versicherungsvermittler, die ehrenamtlich Finanzunterricht geben. Zuvor haben sie eine Ausbildung beim Verein Geldlehrer e.V. in Bad Abbach durchlaufen. Anette Weiß, Honorar-Finanzanlagenberaterin, Versicherungsberaterin und Finanzcoach aus Saarbrücken, war zehn Jahre lang als "Geldlehrerin" an Schulen tätig. Inzwischen ist sie Vorständin des 2010 gegründeten Vereins.

150 Geldlehrer
"Wir haben aktuell 150 Geldlehrer, die regelmäßig an öffentlichen Schulen unterrichten", erzählt Weiß. 22 Schulstunden umfasst der Lehrplan, auf dem wichtige finanzielle Grundlagen und praktische Finanzmathematik stehen. In einer dreitägigen Ausbildung erlernen die Finanzprofis den Stoff erst einmal selbst. Nach einer Prüfung können sie frei eine Schule wählen.

"Der Lehrplan sieht Themen wie Inflation, die gesetzliche Rente und den Umgang mit unserem Geldrechner vor", sagt Weiß. Dieser ist mit finanzmathematischen Funktionen hinterlegt, sodass die Schüler damit selbst Sparpläne, Versicherungspolicen, Kredite, Kostenquoten und vieles mehr durchrechnen können. 

Schüler nicht zu Kunden machen
"Bei den jungen Leuten kommt es unheimlich gut an, wenn sie sehen, was sie etwa ein Fondssparplan tatsächlich kosten würde", berichtet Weiß. Dass die Geldlehrer den Unterricht nicht nutzen, um den Schülern durch die Hintertür Produkte anzudrehen, gehört zum Ehrenkodex. "Ich habe auch keinen Kunden aus der Zeit, als ich an den Schulen war", sagt Weiß. 

Thomas Wüst, geschäftsführender Gesellschafter der Valorvest Vermögensverwaltung aus Stuttgart, erinnert sich gern an seine Kurse, die er an Gymnasien zum Thema Finanzen gegeben hat. "2015 kam der Verband unabhängiger Vermögensverwalter auf die Mitglieder mit der Frage zu, ob wir nicht Lust hätten, ehrenamtlich Vorträge zu Finanzthemen an Schulen zu halten", berichtet er. Dahinter stand ein Projekt der Verlagsgruppe Handelsblatt. 

"Ritt durch die Finanzwelt"
"Ich habe von der Liste der Schulen dann zuerst ein allgemeinbildendes Gymnasium in meiner Nähe gewählt", sagt Wüst. Den Lehrstoff stimmte er im Vorfeld der Doppelstunde mit der Lehrkraft ab. "Da ich keine großen Kenntnisse voraussetzen konnte, habe ich mit den Schülern einfach mal einen kleinen 'Ritt durch die Finanzwelt' unternommen", erzählt Wüst. 2019 unterrichtete er dann die Jahrgangsstufe zwölf eines Wirtschaftsgymnasiums. 

Wüst weiß, dass Finanzprofis, die in Schulen unterrichten, zuweilen unterstellt wird, sie wollten bloß ihre eigenen Produkte verkaufen. "In meinem Fall ist das jedenfalls völliger Unsinn", erklärt er. "Ich bin Vermögensverwalter, Schüler und Schülerinnen zählen nicht zu meiner Klientel und wir haben keine hauseigenen Produkte." 

Geld AG gegründet
Nina Leder ist erst im Sommer vorigen Jahres mit ihrer Geld AG an den Start gegangen. Leder ist studierte Wirtschaftsinformatikerin, hat eine finanzpsychologische Ausbildung absolviert und ist FCM-Finanzcoach. Nach den Sommerferien hat sie eine Geld AG in einer Grundschule an ihrem Wohnort Stuttgart gegründet. Schüler der vierten Klasse führt sie seitdem spielerisch an das Thema heran. "Später würde ich gern auch ein größeres Projekt aufziehen, aber nicht ehrenamtlich, dafür müssten die Schulen Zuschüsse bekommen", sagt Leder. (am)


Den vollständigen Artikel über Berater, die an Schulen Finanzunterricht geben, finden Sie in der aktuellen Ausgabe 4/2023 von FONDS professionell ab Seite 340. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.