In der jüngsten Studie des Instituts für Vermögensverwaltung (InVV) an der Technischen Hochschule (TH) Aschaffenburg, an der 132 der geschätzt 400 unabhängigen Vermögensverwalter hierzulande teilgenommen haben, steht für nahezu drei Viertel (74,2 Prozent) der Teilnehmer ein Thema ganz oben auf der Liste der größten Herausforderungen für die Branche: die sich nach wie vor und anhaltend ändernde Regulatorik. Zudem offenbart die Untersuchung, dass Aspekte des nachhaltigen Investierens (ESG) nur von einem Drittel in den Anlagestrategien für Kunden berücksichtigt werden, zumindest aufsichtsrechtlich.

"In der Vergangenheit wurde gehofft, dass sich eine Lernkurve im Umgang mit regulatorischen Anforderungen einstellen würde", blickt Hartwig Webersinke, Professor an der TH Aschaffenburg und Leiter des InVV, zurück und räumt ein: "Die kontinuierlich neuen Themen, die auf Vermögensverwalter zukommen, verhindern jedoch diese Entwicklung." Besonders kleine Vermögensverwaltungen seien von den regulatorischen Anforderungen stark belastet.

Nachhaltigkeit nur teilweise berücksichtigt
Die aktuelle Untersuchung zeigt, dass nur 30 Prozent der befragten Vermögensverwalter Aspekte des nachhaltigen Investierens in ihren Anlagestrategien gemäß den aufsichtsrechtlichen Vorgaben berücksichtigen und dokumentieren. Fast 70 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, keine Nachhaltigkeitskriterien in ihre Investitionsentscheidungen einzubeziehen.

Das zeige, so Webersinke, dass das Thema ESG für viele Vermögensverwalter eine enorme Herausforderung darstelle, weil die Regulierung in diesem Bereich so komplex sei. Von daher würden einige lieber offiziell auf das Thema verzichten, obwohl sie grundsätzlich hinter den Nachhaltigkeitsprinzipien stehen und ihre Portfolios faktisch danach ausrichten.

Die seit 2014 im jährlichen Turnus durchgeführte Befragung der Branche unabhängiger Vermögensverwalter brachte aber auch hervor, dass eine Mehrheit der Teilnehmer trotz eines insgesamt schwierigen Umfelds bestimmte Entwicklungen durchaus als positiv begreift. Das veränderte Zinsumfeld steht dabei für fast zwei Drittel (63,2 Prozent) der Befragten als aktuell größte Chance am Kapitalmarkt ganz oben. (hh)