Insider: Honorarberater machen es auch nicht besser
Anleger sollten bei Finanzdienstleistern genau aufpassen – egal, ob diese sich durch Provisionen oder Honorare finanzieren. Das sagt Hannes Peterreins, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Dr. Peterreins Portfolio Consulting.
Honorarberater taugen in vielen Fällen nur bedingt als gute Alternative zu Finanzdienstleistern, sagt Hannes Peterreins, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Dr. Peterreins Portfolio Consulting in München. Wenn sie mit Finanzdienstleistern schlechte Erfahrungen gemacht hätten, gingen viele Anleger beim nächsten Mal lieber zu einem Honorarberater – vor allem, weil sie deren Beratungsmotive für weniger provisionsgetrieben halten. Am Ende seien sie mit den Vorschlägen des Beraters allerdings oft unzufrieden und suchten seinen Rat, um eine Drittmeinung einzuholen, sagt Peterreins: "Was ich dann zum Teil zu sehen bekomme, verschlägt mir den Atem."
Beispielsweise habe ein Honorarberater seinem Kunden empfohlen, einen Großteil seines Vermögens in geschlossene Fonds zu stecken. Bei genauerem Hinsehen seien diese Anlageprodukte aber als dubios einzustufen gewesen: "Tatsächlich waren diese Fonds nach weniger als einem Jahr pleite, der Kunde hätte in kürzester Zeit einen Totalverlust erlitten", sagt Peterreins. Beliebt seien auch sogenannte Netto-Tarife – also Lebens- oder Rentenversicherungen, bei denen die Vertriebskosten nicht einkalkuliert sind. Diese seien im Endeffekt ebenfalls oft teurer als angenommen.
Anleger müssen aufpassen
Das Fazit aus diesen und weiteren Beispielfällen sei für ihn, dass Anleger bei Finanzdienstleistern genau aufpassen müssen, sagt Peterreins. Und zwar unabhängig davon, ob sie sich durch Provisionen oder durch Honorare finanzieren: "Jedenfalls ist die Tatsache, dass jemand auf Honorarbasis arbeitet, für sich genommen noch kein Qualitätsmerkmal." (fp)
Kommentare
Honorar- vs. Provisionsberatung
AntwortenProvisionsberater, die eine schlechte Beratung abliefern, machen häufig kein Geschäft und verdienen somit nichts. Honorarberater, die auf Stundenbasis abrechnen, lassen sich im Zweifelsfall auch die schlechte Beratung bezahlen. Honorarberater, die ihr Honorar prozentual vom Bestand berechnen (das ist wohl der eher übliche Fall), sind letzten Endes am Geschäftsabschluss genauso interessiert wie der Provisionsberater. Wie gut die Beratung ist - da hat Herr Petereins völlig Recht - hängt aber letzten Endes immer an der jeweiligen Person, deren Beratung ja nicht besser geworden sein kann, weil das Vergütungsmodell geändert wurde.
JDumschat@aecon-gmbh.de am 23.05.16 um 11:58AW: Honorar- vs. Provisionsberatung
AntwortenDanke für die knackige und aus meiner Sicht absolut zutreffende Einschätzung und den feinen Kommentar des Kollegen Dumschat. Es liegt eben immer an den Handelnden - und RICHTIG - die ändern sich nicht, weil sie ihr Bezahlmodell austauschen. Gute Berater bilden sich ständig weiter und verhalten sich loyal gegenüber den Interessen des Kunden. Das können auch "Provisionsvermittler" - versprochen :-) Hubert Schneider / Generationen- und Stiftungsberater aus Berlin
hschneiderbln am 21.04.17 um 14:47