Die Versicherungswirtschaft gehört nicht zu den Vorreitern der Digitalisierung. Um dies auch zum eigenen Vorteil zu ändern, haben sich vergangenen Freitag rund 30 Vertreter von Start-ups aus der Assekuranz, die gemeinhin unter die Rubrik Insurtech oder genauer genommen "Maklertech" fallen, sowie die beiden Maklerpools Blau Direkt und Netfonds getroffen. Der wichtigste Punkt auf der Agenda des Treffens war die Verabschiedung einer gemeinsamen "Berliner Digital-Erklärung".

In dieser fordern die Unterzeichner von den Versicherern im Wesentlichen zwei Dinge: Zum einen die Trennung von Maklervollmacht und der digitalen Verwaltung von Kundendaten. Derzeit können die Insurtechs Kundendaten nur benutzen, wenn sie auch die Vollmacht haben. Das widerspricht ihrer Meinung nach dem Willen vieler Kunden, die zwar die Services der Start-ups nutzen, gleichzeitig aber auch ihren angestammten Berater behalten wollen. Die Unterzeichner der "Berliner Digital-Erklärung" fordern daher euphemistisch, dass das "Recht des Kunden auf informationelle Selbstbestimmung klarer fokussiert und gestärkt werden" solle.

Schnellerer Datenaustausch
Zum anderen sprechen sie sich für eine verbesserte Infrastruktur aus, die eine schnellere digitale Übertragung der Daten ermöglicht. Schließlich hänge die Servicequalität eines Digitalanbieters entscheidend von der Geschwindigkeit der Datentransfers ab. In diesen Appell an die Versicherungswirtschaft schließen sie auch die Forderung ein, die für die Datenübertragung notwendigen Schnittstellen nach den sogenannten Bipro-Normen für alle Versicherungssparten einzuführen.

Den Grundstein für die Erklärung haben die Fintechs Knip, Friendsurance, Clark und der Maklerpool Blaudirekt bereits im November 2016 gelegt. Daraufhin wurden Insurtechs um ihre Meinung und Unterstützung gebeten. Schließlich haben folgende Unternehmen ihre Unterschrift unter das Dokument gesetzt: Asuro, Blau Direkt, Bürgschaft24, Covomo, Dionera, Einfachsparen24, Expertenhomepage, Feelix, Finanzchef24, Finanzen.de, Finatra, Idnow, Knip, Maklerhomepage.net, Maklerkonzepte, Moneymeets, MyLucy, Nepatec, Netfonds, Safe.me, Simplesurance, TED, Versicherungskarrieren und Vorsorgekampagne.de.

Einer macht nicht mit
Die Erklärung findet aber in der "Insurtech-Community" nicht uneingeschränkten Beifall. Financefox aus Berlin hat das Dokument nicht unterzeichnet, weil es aus seiner Sicht übereilt verabschiedet worden ist. Zudem werden die Insurtechs selber nicht ausreichend in die Pflicht genommen.

Financefox betont, dass die Versicherer durchaus ein großes Interesse an der Verbesserung der digitalen Infrastruktur hätten. Allerdings seien ihre Kapazitäten aktuelle wegen einer Vielzahl anderer Projekte gebunden. Nicht zuletzt müssten sich die Versicherer mit enormen Altlasten durch eine fragmentierte IT-Landschaft in den Unternehmen auseinandersetzen. (jb)

Interessierte Leser finden die "Berliner Digial-Erklärung", die auch der Politik vorgelegt werden soll, in Form einer PDF-Datei im Anschluss an diese Meldung