Investmentverband: Mifid II hat unerwünschte Nebenwirkungen
Wenn die Finanzmarktrichtlinie in Kraft tritt, wird Research kein öffentliches Gut mehr sein. Das könnte zu einem Defizit an Kapitalmarktinformation führen, warnt die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management.
Die EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II könnte einerseits ihr Ziel verfehlen und andererseits zu einem erheblichen Defizit an Kapitalmarktinformation führen, warnt die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA). Denn nach Inkrafttreten der Richtlinie im Januar 2018 ist es Vermögensverwaltern nicht mehr erlaubt, von ihren Investmentbanken und Brokern kostenlos Research anzunehmen. Die meisten Fondsanbieter haben sich nun entschlossen, die Kosten, die ihnen demnächst für den Bezug von externen Analysen entstehen, auf die eigenen Bücher zu nehmen und nicht direkt an die Kunden weiterzugeben.
Damit werde Research zum Fixkostenblock, der jedes Jahr überprüft werde, sagt Stefan Bielmeier, Vorstandsvorsitzender der DVFA: "Die Aufwendungen für Research werden ins Verhältnis zum Ertrag gesetzt und könnten folglich demselben Zyklus wie die Märkte unterliegen. Genau dann, wenn Analyse am meisten gebraucht wird, wird sie vermutlich gekürzt." Wenn Asset Manager die Kosten für Research künftig unter Marketing verbuchen, sei der Zugewinn an Transparenz für Anleger minimal. Gleichzeitig bestehe die Gefahr, dass die Informationsvielfalt abnimmt. "Aus Sicht der privaten Investoren wird sich die Situation damit deutlich verschlechtern, da es kaum noch frei zugängliches Research geben wird", warnt Bielmeier.
Research ist kein öffentliches Gut mehr
Bislang war Research quasi ein öffentlichen Gut, das kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Unter Mifid II wird es zu einer bezahlten Leistung. Diese Entwicklung sollte zu einer Marktbereinigung unter den Researchanbietern führen, erwartet die DVFA. Zudem könnten damit oligopolistische Strukturen entstehen. Dies könnte zu Beginn zwar zu relativ günstigen Preisen für Studien führen, mittelfristig dürften dann aber die Kosten merklich steigen. "Der positive Effekt wird sein, dass die Kundenorientierung der Analysen zunimmt", schätzt Bielmeier. Aber auf der Negativseite verbucht er, dass vor allem die Abdeckung kleinerer Unternehmen durch Analysteneinschätzungen leiden werde. (fp)
So geht die Branche mit Researchkosten um: | |
Kosten auf eigene Bilanz übernehmen: | Kosten an Anleger weiterreichen: |
Aberdeen Standard Investments | Amundi* |
Allianz Global Investors | BNP Paribas* |
Aviva Investors | Carmignac |
Axa IM | Deka |
Barings | Man Group |
Blackrock | |
Bluebay | |
Deutsche Asset Management | |
Ethenea | |
Fisch AM | |
Flossbach von Storch | |
Franklin Templeton | |
Hermes | |
Invesco** | |
Janus Henderson*** | |
JO Hambro | |
J.P. Morgan AM | |
Jupiter | |
Kempen | |
M&G | |
Meag | |
NN Investment Partners | |
Pimco | |
Robeco | |
Russell Investments | |
Schroders*** | |
T. Rowe Price | |
UBS | |
Unigestion | |
Union Investment*** | |
Vanguard | |
* wollte zunächst Fonds zurechnen, nun noch nicht entschlossen | |
** ursprünglich war bevorzugter Weg, Fonds zuzurechnen | |
*** wollte zunächst Fonds zurechnen, nun umentschieden | |
Quelle: FT Research, FONDS professionell; Stand: 22.9.2017 |