Die Corona-Pandemie hat die Integration der beiden Fondshäuser Merian und Jupiter erheblich erschwert, räumt Andrew Formica ein: "Was das Zusammenwachsen der Firmenkulturen angeht, sind wir längst nicht so weit, wie wir ohne die Pandemie wären", so der Jupiter-Vorstandschef im Interview mit FONDS professionell, das im neuen Heft 1/2021 erschienen ist. Der britische Asset Manager hatte im Februar 2020 angekündigt, Merian kaufen zu wollen. Mittlerweile ist die Übernahme abgeschlossen, die Produktpalette angepasst und weitgehend umbenannt.

"Stellen Sie sich das mal vor: Die Merian-Mitarbeiter verließen vor einem Jahr ihren Schreibtisch und kehrten nie zurück – doch sie arbeiten nun in einem neuen Unternehmen", schildert Formica den Verlauf. "Auch wenn wir uns große Mühe gegeben haben, die neuen Kollegen willkommen zu heißen und zu integrieren, ist es einfach nicht dasselbe wie ein persönliches Treffen. Das läuft nicht so ab, wie es idealerweise sollte." Aber die Mitarbeiter beider Häuser hätten das Beste aus der Situation gemacht.

"Es geht um die spontanen Gespräche am Kaffeeautomaten"
Darüber hinaus vermissen auch Stamm-Mitarbeiter den Kontakt untereinander. "Der Lockdown und das Homeoffice führten vielen Fondsmanagern vor Augen, wie viel ihnen der Austausch untereinander bedeutet", berichtet der Jupiter-Chef. "Diejenigen, die sich am sehnlichsten ins Büro zurückwünschen, sind die Fondsmanager. Ihnen fehlt der Dialog." Damit sei nicht der Austausch im eigenen Team gemeint. Der ließe sich gut durch regelmäßige Videokonferenzen ersetzen. "Es geht um die spontanen Gespräche am Kaffeeautomaten oder auf dem Flur, die sich mit Kollegen anderer Teams ergeben."


Warum Formica die Mittelabflüsse gestoppt sieht und welche Ziele er für das vereinte Haus ausruft, lesen Sie im vollständigen Interview, das in Heft 1/2021 von FONDS professionell erschienen ist. Angemeldete Nutzer finden den Artikel auch hier im E-Magazin.


Für die Zeit nach der Pandemie will Formica die Mitarbeiter wieder ins Büro zurückholen. "Wenn es die Infektionslage wieder zulässt, werden wir eine feste Präsenzpflicht einführen", so der Manager. "Die gilt nicht an fünf Tagen die Woche, sondern an zwei. An diesen beiden Tagen sollen alle Mitarbeiter gleichzeitig im Büro arbeiten." Einen weiteren Bürotag könnten sich die Mitarbeiter frei einrichten. Für die beiden weiteren Tage stehe die Wahl frei, ob sie zu Hause oder im Büro arbeiten. "Aber wir setzen voraus, dass an zwei Tagen in der Woche alle Mitarbeiter zugleich im Büro sind, damit ein Austausch entstehen kann."

"Eine eigene Marke gleicht einer sehr hohen Mauer"
Formica verteidigt zudem die vollständige Integration von Merian und die Beinahe-Aufgabe der Marke – nur wenige Fonds behalten den Namen. "Portfoliomanager sollten im regen Austausch stehen. Wenn man Mauern errichtet, die diesen Austausch blockieren, dann gehen die Vorzüge einer Kooperation verloren", begründet der frühere Henderson-Chef die Entscheidung. "Und eine eigene Marke gleicht einer sehr hohen Mauer." Eine Stärke von Jupiter sei, dass "bei uns viele clevere Menschen zusammenarbeiten, die gern Ideen und Meinungen austauschen."

Weiteren, größeren Übernahmen erteilt Formica aber eine Absage. "Der Merian-Deal war eine Gelegenheit, die an uns herangetragen wurde. Ich hatte nicht danach Ausschau gehalten", so der Vorstandschef. "Meiner Meinung nach spielt Größe keine Rolle. Um in der Branche Größe zu erlangen, muss man einen ganzen Bauchladen an Fonds vorweisen, die sämtliche Bereiche abdecken", erläutert der gebürtige Australier. Dafür benötige man ein großes Volumen und müsse Skaleneffekte erzielen. Dies gehe jedoch mit Nachteilen einher. "Die Vollsortimenter sind in vielem leidlich gut, aber eben nirgendwo exzellent. Es gibt nur einen, dem das gut gelungen ist: Blackrock. Wir wollen aber nicht wie Blackrock sein." (ert)