Zwei Mittfünfziger wollen es noch einmal wissen. Statt ihre Freizeit als Frührentner bei Runden auf dem Golfplatz oder bei Segeltörns in südlichen Gewässern zu verbummeln, widmen sich der frühere "Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann und der Ex-Bankenlenker Leonhard Fischer einem trockenen Thema: dem Fondssparen. Wie die beiden Jugendfreunde den Deutschen das Fondssparen mit ihrem eigens erschaffenen "Zukunftsfonds" nahe bringen wollen, erklären sie im Gespräch mit FONDS professionell.


Herr Fischer, Herr Diekmann, ein Medienprofi und ein Investmentbanker legen einen Fonds auf. Ein spannenderes Hobby fiel ihnen nicht ein?

Leonhard Fischer: Das ist kein Hobby, sondern ein sehr ernstes Anliegen: Fondssparen ist in Deutschland extrem teuer. Das führte dazu, dass passive Instrumente einen Aufschwung erlebten. Und im Niedrigzinsumfeld fällt es umso schwerer, eine Rendite zu erwirtschaften, wenn auch noch Ausgabeaufschläge hinzukommen. Der Zukunftsfonds weist daher keinen Ausgabeaufschlag auf. Er könnte damit eine günstige und lukrativere Alternative zu anderen Sparprodukten darstellen.

Kai Diekmann: Am Anfang stand die Frage: Wie kommt es eigentlich, dass im digitalen Zeitalter auf analogen Sparkonten über zwei Billionen Euro herumgammeln, für die es kaum, keine oder sogar Negativzinsen gibt? Wie kommt es, dass in einem Land, wo so viel gearbeitet wird wie in Deutschland, kaum jemand sein Geld für sich arbeiten lässt? Die Deutschen sparen sich doch arm! Viele Menschen haben inzwischen begriffen, dass es für Geld kein Geld mehr gibt. Wir eröffnen eine digitale Alternative, die einem breiten Publikum eine positive Rendite bei einem überschaubaren Risiko über einen längeren Zeitraum ermöglichen kann. Und das geht nur über Teilhabe am Kapitalmarkt.

Eine digitale Vermögensverwaltung zum Billigtarif gibt es doch schon. Das nennt sich Robo-Advisor. Unternehmen wie Scalable, Quirion oder Vaamo erzielen erste Erfolge.

Fischer: Wir sind zwar große Fans der Digitalisierung. Wir sind aber keine Fans davon, die Vermögensverwaltung grundsätzlich dem Computer zu überlassen – ohne einen weiteren Eingriff des Menschen. Unsere Vision ist das Zusammenspiel von Mensch und Maschine.

Was genau meinen Sie damit?

Fischer: Die Steuerung des Zukunftsfonds sich auch auf selbstlernende Computerprogramme stützen, also auf künstliche Intelligenz. Dieses Konzept ist noch in der Testphase. Wir wollen dies aber in spätestens einem Jahr einsetzen. Die Portfoliomanager unseres Partners Greiff Capital wachen jedoch als letzte Instanz über die Anlagestrategie und Verteilung auf Aktien, Anleihen sowie Rohstoffen und Devisen.

Ein defensiver Mischfonds, geringe Kosten, künstliche Intelligenz – all das findet sich durchaus bereits im deutschen Fondsmarkt.

Fischer: Das mag sein. Wir behaupten nicht, dass wir den Stein der Weisen gefunden hätten. Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir konsequent auf eine digitale Plattform setzen. Wir bieten wie die Robo Advisor einen simplen, digitalen Einstieg in unser Produkt. Die Kostenquote, die geschätzte Total Expense Ratio von 1,4 Prozent, deckt zudem die Depotgebühren ab. Für all das erhalten die Kunden eine aktive, international breit gestreute Vermögensverwaltung. Wir sind praktisch ein Direktvertrieb. Unser Geschäftsmodell stellt einen Bruch mit der gelebten Tradition dar. Die Kunden können den Fonds dennoch über den klassischen Bankvertrieb ordern, wie andere Fonds und ETFs auch.

Fallen dabei dann Provisionen an?

Fischer: Ja, das schon. Allerdings fällt kein Ausgabeaufschlag an. Hinzu kommen dann natürlich die Depotführungsgebühren der Bank, die beim Kauf über unsere Webseite entfallen.

Diekmann: Wir setzen in unserem Modell auf eine radikale Reduktion der sonst üblichen Kosten. Den klassischen Vertrieb, der aktive Fonds so teuer macht, ersetzen wir durch eine breit angelegte Werbekampagne.

Vor den Fernsehnachrichten kommt also Werbung für Ihren Fonds?

Diekmann: Unser Budget dürfte größer sein als die Summe, die vergleichbare Start-ups in der Finanzbranche bislang ausgeben. Neben Werbung in klassischen und Online-Medien starten wir ein digitales Magazin, dass sich sehr unterhaltend, sehr frech und unkonventionell mit allem beschäftigen soll, was mit Geld zu tun hat. Wir wollen, dass die Menschen sich intensiver als bisher damit auseinandersetzen, was ihre Finanzen angeht.

Und der erste Titel des Magazins lautet „Wir sind Fonds“?

Diekmann (lacht): Das Wort "Zukunftsfonds" wird im Magazin nicht vorkommen, es sei denn in einer Werbeanzeige. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass andere Finanzdienstleister das für ein spannendes Konzept halten, in dem sie auch werben möchten.

Auf Ihrer Internetseite schreiben Sie, dass "niemand erklärt, wie man sinnvoll und nachhaltig Geld anlegt“. Ist dies das große Versäumnis der Finanzindustrie?

Diekmann: Das mag sein. Jedenfalls scheinen Kapitalmarktprodukte dem breiten Publikum häufig noch nicht sonderlich vertraut zu sein. Wir setzen dem ein simples, transparentes und von mir aus auch langweiliges Produkt entgegen. Aber genau da holen wir die Masse der Sparer in ihrer Befindlichkeit ab: Es geht ihnen nicht um maximale Rendite, sondern eher um ein Mindestmaß an Sicherheit und eine gewisse Flexibilität, was die Verfügbarkeit ihres Geldes angeht.

Fischer: In meiner Bankkarriere erlebte ich es nur zu oft, dass Produkte vor allem dazu entworfen wurden, die Kasse des Hauses zu füllen. Ich finde es obendrein einen merkwürdigen Zufall, dass die Finanzberatung mancher Institute zufälligerweise doch immer wieder in den hauseigenen Produkten mündet.

Das hört sich nicht so an, als wären Sie noch ein Freund der Finanzwelt.

Fischer: Wir sind nicht der natürliche Gegner der Fondsbranche. Das Sparbuch ist unser Gegner. Wir sind Gegner der Tatsache, dass ein Billionen-Vermögen faktisch von der Europäischen Zentralbank zu Negativzinsen verwaltet wird. Unsere Vision ist, die Menschen zum ersten Schritt weg vom fast zinslosen Sparkonto zu bewegen. Wir wollen, dass sie die Angstschwelle überwinden und sie in unseren Mischfonds bringen. Irgendwann sind die Anleger daran gewöhnt, moderate Risiken einzugehen. Dann werden sie auch bereit sein, komplexere Produkte zu kaufen. Die Entwicklung, die wir anstoßen möchten, kann sich also durchaus zum Wohle aller herausstellen – als Vorteil für die klassische Fondsbranche.

Sie gaben als Ziel für den Zukunftsfonds ein Volumen von 20 Milliarden Euro aus. War das ein Marketing-Gag?

Diekmann: Marketing-technisch hat es offenbar geklappt. Diese Summe ist oft zitiert worden. Doch in Wahrheit zeigt die Zahl doch nur, wie groß dieser Markt ist. Wir reden von einem Prozent des Vermögens, das hierzulande in Bargeld und auf Konten schlummert.

Fischer: Meine spitzbübische Antwort: Wir kombinieren keinen absoluten Betrag mit einer absoluten Jahreszahl. Aber im Ernst: Wir stehen dazu. Wir glauben, dass dies bei einem Standardprodukt eine realistische Größe ist. Das braucht vielleicht seine Zeit, ist aber nicht unmöglich.

Sie wollen nicht mehr als fünf bis sieben Prozent Verlust einfahren. Ist auch dieses Ziel realistisch?

Fischer: Wir können das natürlich nicht garantieren. Wir wollen damit nur klarstellen, wer unsere Zielgruppe ist. Das sind all diejenigen, die auf dem Papier zeitweilige Schwankungen im einstelligen Prozentbereich hinnehmen wollen.

Wieviel Ihrer Arbeitszeit verbringen Sie damit, Regulierungsfragen zu klären?

Diekmann: Für mich als Medienmensch ist das ein völlig neues Erlebnis. Jede Anzeige und jedes Werbemittel, sogar jedes Interview muss Wort für Wort ein Anwalt prüfen, ob es mit der Regulierung im Einklang steht.

Fischer: Das halte ich für eine der traurigen Entwicklungen der Finanzwelt. Für Regulierung und juristische Beratung geben wir mehr Geld aus als für das Geschäft, um das es eigentlich geht.

Wie legen Sie beide denn privat Geld für den Ruhestand an?

Diekmann: Ich stecke einen ganz erheblichen Teil in den Zukunftsfonds.

Fischer: Ich plane, einen erheblichen Teil aus einem Investment im Immobiliensektor in den Zukunftsfonds zu stecken. Wir glauben an das Produkt.

Vielen Dank für das Gespräch. (ert)


Wie die etablierte Finanzindustrie auf die Ankündigungen von Fischer und Diekmann reagiert, lesen Sie im neuen Heft 2/2018 von FONDS professionell, das Ende Mai erscheint.