Publikumsfonds mit einem Volumen von 62 Milliarden Dollar waren weltweit wegen des Corona-Crashs eingefroren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der Ratinggesellschaft Fitch. Allein in Europa befand sich Anlegergeld in Höhe von 52,6 Milliarden Dollar im künstlichen Lockdown in Fonds, die zumindest zeitweise die Rücknahme von Anteilen gestoppt hatten. Die Agentur zählte jedoch nur die öffentlich angezeigten Fälle. Das wahre Ausmaß ist mutmaßlich größer. Der Europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA zufolge bezifferte sich das Vermögen in Fonds, die zwischenzeitlich zusperrten oder andere Liquiditätsmaßnahmen ergriffen, auf 100 Milliarden Euro.

Im Zuge des Kursverfalls an den Börsen wegen der Ausbreitung der Lungenkrankheit Covid-19 hatten Anleger massiv Mittel aus Fonds abgezogen. Diese Abflüsse waren im Corona-Crash aber nicht die Hauptursache für die Rücknahmestopps, betonen die Fitch-Analysten. Vielmehr sei die teils unklare Bewertung der in den Fonds enthaltenen Vermögenswerte meist der Anlass für die Anbieter gewesen, die Vehikel einzufrieren. In der Vergangenheit waren hingegen in zwei Dritteln der Fälle massive Mittelabzüge der Grund für Rücknahmebeschränkungen.

Fondsliquidität im Blick
Grundsätzlich sehen die Fitch-Analysten angesichts der Schließungen keinen Grund zur Sorge. Die 62 Milliarden Dollar an "gefangenem" Anlegergeld entsprächen lediglich 0,11 Prozent des weltweit in Publikumsfonds verwalteten Vermögens von 55 Billionen Dollar. Zudem hätten die Asset Manager immer ausgeklügeltere Mechanismen entwickelt, um die Liquidität in den Portfolios zu steuern.

Allerdings konnte sich die Fondswelt in der Krise zu guten Teilen indirekt auf die Geldspritzen der Notenbanken stützen, um flüssig zu bleiben. Es sei jedoch alles andere als sicher, dass diese auch in Zukunft so freizügig agieren, so die Fitch-Experten. Die Aufseher würden daher verschärft ein Augenmerk auf die Liquidität in Fonds richten. (ert)


Wie im Anleihenhandel inmitten der Corona-Turbulenzen die Liquidität austrocknete und welche Auswirkungen das auf Fonds hatte, lesen Sie in Heft 2/2020 von FONDS professionell. Angemeldete KLUB-Mitglieder finden den Artikel auch hier im E-Magazin.