Der finanzpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Lothar Binding hält die Abschaffung des Beratungsprotokolls für sinnvoll. Diese ist im Referentenentwurf für ein Finanzmarktnovellierungsgesetz formuliert, den die Bundesregierung im Oktober vorgelegt hat. "Wenn es wirklich so kommt, dann wäre das ein großer Fortschritt", sagt Binding im Interview mit FONDS professionell. Das Beratungsprotokoll sei eine "reflexartige Reaktion" auf Fehlberatungen gewesen. Es habe den Kunden besser schützen sollen, doch dies sei nicht gelungen.

Dabei sieht Binding in der geplanten Geeignetheitserklärung, die das Beratungsprotokoll ersetzen soll, nicht nur Vorteile für Kunden, sondern auch für Vermittler und Berater. Die europäische Finanzmarktrichtlinie Mifid II, die bis Juli 2016 in deutsches Recht umgesetzt werden muss, sehe "Suitability Reports" vor. In diesen Protokollen muss der Finanz-Profi nur dokumentieren, dass die empfohlenen Produkte zum Bedarf des Kunden passen. "Genauso wollen wir die Geeignetheitserklärung gestalten", erläutert Binding. "Diese wird nicht so zeitraubend sein, da nicht jeder Beratungsschritt protokolliert werden muss."

Manipulationsgefahren bei Mitschnitten
Der SPD-Mann hält es allerdings für unwahrscheinlich, dass Berater und Vermittler künftig gar keine schriftlichen Protokolle mehr anfertigen müssen. Vermutlich werde es nicht ausreichen, Beratungsgespräche aufzuzeichnen. "Unsere Juristen sehen das ausgesprochen kritisch", sagt Binding. Immerhin könnten Sprachaufzeichnungen leicht manipuliert werden.

Fondsaufsicht verstärken
Große Fondsgesellschaften hält der SPD-Politiker für systemrelevant. Daher sollten sie ebenfalls beaufsichtigt werden. "Das ist aber nur über internationale Regulierung zu schaffen", sagt er. Auf Ebene der G-20-Staaten werde derzeit das Thema Schattenbanken behandelt. Auf EU-Ebene liefen Beratungen über eine verstärkte Regulierung von Geldmarktfonds. "Zu Recht, hier ist schließlich Fremdkapital im Spiel", sagt Binding. Außerdem könne nicht man Banken und Versicherungen regulatorisch harte Bandagen anlegen und die großen Fondsgesellschaften ausnehmen.

Schattenmarkt regulieren
Was die Regulierung des Finanzmarktes betrifft, so möchte sich Binding den gesamten Schattenbereich vornehmen. "Für mich gehört dazu alles, was bislang nicht der Aufsicht unterliegt", erklärt er. Außerdem will er das gesamte regulatorische System auf Widersprüchlichkeiten und Überlappungen hin prüfen. Dazu könne es leicht kommen, wenn riesige Gesetzespaket geschnürt und viele Einzelvorschriften verabschiedet würden, wie es in Deutschland der Fall war. "Wir werden regulatorische Lücken schließen", sagt der Politiker. (am)

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Das komplette Interview lesen Sie in der nächsten Heftausgabe 4/2015 von FONDS professionell, die Ende November erscheint.