Der europäische Telekommunikationsmarkt befindet sich im Wandel. Er macht eine Konsolidierung durch, die teilweise auf technologische Veränderungen zurückzuführen ist und zu einem moderateren Wettbewerbsumfeld führt. Nach Ansicht der französischen Fondsgesellschaft Metropole Gestion profitieren von dieser Konsolidierung vor allem die großen Player wie British Telecom, Deutsche Telekom, Vodafone, Telefonica und Telecom Italia. "Wir sind bereits seit 2013 in diesem Sektor investiert", erklärt Markus Hampel, Deutschlandchef von Metropole Gestion. "Die niedrige Bewertung und die stärker werdenden Katalysatoren haben uns dazu bewogen, unser Engagement in der Branche weiter zu erhöhen. Sie ist aktuell in unseren Portfolios die am stärksten übergewichtete."
 
Der Auf- und Ausbau von LTE-Mobilfunk- und Glasfasernetzen erfordere hohe Investitionen, während Mobil- und Festnetzinfrastrukturen immer mehr verschmelzen. Die Übertragung großer Datenmengen in einem LTE-Mobilfunknetz verlange zudem ein Mehr an Festnetzinfrastruktur. "Dieser Investitionswettlauf und die zunehmende Konvergenz von Mobil- und Festnetztechnologien drängen die kleinen Betreiber aus dem Markt und haben überall in Europa eine Fusions- und Übernahmewelle ausgelöst", sagt Hampel. Als Beispiele führt er Österreich, Irland, Deutschland und Großbritannien an, wo die Zahl der Mobilfunkbetreiber von vier auf drei zurückgegangen ist. "Nach einem mehrjährigen Preiskampf versuchen die Betreiber nun, sich durch die Qualität ihrer Netze von der Konkurrenz abzuheben", so Hampel.

Branche ist deutlich unterbewertet
Die Konsolidierung des Sektors sei nur möglich, weil die Regulierungsbehörden ihre Position grundlegend geändert hätten. Sie würden Fusionen und Übernahmen mittlerweile als investitionsfördernd ansehen, solange ein ausreichender Wettbewerb gewährleistet ist. Der Wandel im europäischen Telekommunikationsmarkt habe seit dem vierten Quartal 2014 zu einer Outperformance des Sektors beigetragen, wodurch die übertriebene Unterbewertung teilweise abgebaut worden sei. Die großen Telekommunikationsbetreiber wie BT, Deutsche Telekom, Vodafone, Telefonica und Telecom Italia wiesen ein Unternehmenswert-EBITDA-Verhältnis von sieben auf. Dies sei nicht nur absolut betrachtet immer noch ein niedriges Niveau, sondern auch im Vergleich zu anderen Infrastrukturbranchen wie dem Versorger-Sektor, dessen Bewertung oft bei nahe zehn liege.

Die Unterbewertung der Branche sei auch erkennbar, wenn man die Fusionen und Übernahmen der vergangenen 15 Jahre betrachte, die im Durchschnitt mit einem Unternehmenswert-EBITDA-Verhältnis von acht abgeschlossen wurden. Dabei wiesen die Unternehmen nicht nur niedrige Kennzahlen auf, sondern auch ein absolut niedriges Ertragsniveau, so der Metropole-Gestion-Experte. Der zunehmende Konkurrenz- und Regulierungsdruck habe bei den langjährigen europäischen Betreibern seit dem Jahr 2009 einen Rückgang des Betriebsergebnisses um 20 Prozent nach sich gezogen. Die amerikanischen Telekom-Betreiber AT&T und Verizon verzeichneten im selben Zeitraum einen Anstieg des EBITDA um 20 Prozent. (fp)