Die MiFID II Richtlinie wirft ihre lange Schatten bereits voraus. Nachdem in den vergangenen Jahren schon die internationalen Versicherer bzw. Finanzdienstleister Friends Provident International und Hansard wegen der zunehmend restriktiveren Regulierung ihre Produkte in Europa vom Markt genommen haben, hat im vergangenen Monat der Asset Manager Skandia International ebenfalls entscheiden, zumindest zeitweilig seine Aktivitäten in Belgien einzustellen. Der Grund ist, dass die belgischen Behörden beschlossen haben, einige Inhalte der MiFID II vorzeitig umzusetzen, wie das englische Finanzmagazin International Adviser am 30. Juni auf seiner Webseite meldete.

Sollte sich diese Entwicklung, dass international tätige Versicherer und Fondsgesellschaften ihre Geschäftstätigkeiten in Europa stoppen oder aussetzen und in profitablere und weniger streng regulierte Märkte wie den Mittleren Osten und Asien ausweichen, fortsetzen, würde die Produktauswahl für freie Berater in den europäischen Ländern geringer, befürchtet das englische Magazin. Und sicher nicht zum Nutzen der Verbraucher.

Paul Stanfield, der Vorsitzende der Federation of European Independent Financial Advisers (FECIF), sagte gegenüber International Adviser, dass die Zahl der verfügbaren Produkte zweifelsohne zurückgegangen ist. "Regulierung ist sicherlich sehr wichtig, aber eine eingeschränkte Produktauswahl ist nicht beabsichtige Konsequenz und ist sicher nicht im Sinne der Kunden", wird Stanfield weiter zitiert. "Man muss sich daher fragen, ob es die nationalen europäischen Finanzaufsichten für internationale Konzerne nicht zu schwierig machen, in den Märkten hier Fuß zu fassen. Wenn dem so wäre, ist es definitiv ein Verstoß gegen die Prinzip des freien Marktes in Europa."

Investment-Plattformen als Nutznießer?
Eine Lösung sei der sich langsam entwickelnde Markt der internationale Plattformen für Finanz- und Versicherungsprodukte, allerdings keine für alle Kunden, so Tom Tracy vom Vermögensverwalter Forth Capital gegenüber International Adviser. "Plattformen sind zwar transparenter und billiger, das Modell funktioniert in Europa aber – noch – nicht, da die Plattformen hier die Produkte für die Kunden in verschiedenen Währungen und für verschiedene Transaktionswegen anbieten müssen", wird Tracy zitiert.

Michael Fordham, CEO von Platform One wisse um diese Herausforderungen. Er führt aus, dass die Plattformen ihre Angebote sehr flexibel gestalten müssen, um den Bedürfnissen eines solch breiten Marktes entgegen zu kommen. So müssen die Plattformen beispielsweise für die unterschiedlichen Steuergesetze der Länder entsprechende Produkte im Sortiment haben, sowie die schon fast üblichen Währungsvarianten.

Stanfield hat aber auch gute Nachrichten für Berater in Europa, wie das englische Magazin schreibt. So würden einige Betreiber von Plattformen nicht nach den östlichen Märkten sondern stattdessen nach Europa schielen. (jb)