Viele Punkte der Finanzmarktrichtlinie Mifid II sind umstritten. Das EU-Parlament debattiert derzeit die Vorschläge der EU-Kommission zu den technischen Regulierungsstandards für die konkrete Umsetzung. Ein bislang wenig beachteter Knackpunkt dabei sind Positionslimits für Derivate-Wetten. Die EU-Kommission will den nationalen Behörden einen weiten Spielraum lassen, wie viele Anteile einzelne Akteure an einem Wertpapier halten dürfen.

Das erlaube nationalen Behörden weiterhin, sehr hohe und damit unwirksame Grenzwerte zu setzen, warnt das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt". Der Kommissionsvorschlag könne der Spekulation mit Nahrungsmitteln Vorschub leisten und Hungerkrisen auslösen, so die Organisation.

Drei Akteure könnten ganzen Markt kontrollieren
Denn unter bestimmten Voraussetzungen seien Positionslimits in Höhe von bis zu 35 Prozent möglich. Das bedeute, dass ein einziger Händler über ein Termingeschäft 35 Prozent der auf dem Markt lieferbaren Nahrungsmittel wie Weizen oder Mais halten könne. Damit könnten nur drei Händler allein den Finanzmarkt und damit den Wetmarktpreis eines Nahrungsmittels kontrollieren.

"Es müssen dringend Verbesserungen an dem Kommissionsvorschlag vorgenommen werden, um Spekulationen mit Nahrungsmitteln zu begrenzen. Falls dies nicht geschieht, sollten die EU-Abgeordneten den Vorschlag ablehnen, damit nicht wieder Hungerkrisen ausgelöst werden können wie 2008", erklärte Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt. Die Krise im Jahre 2008 habe gezeigt, dass Spekulation die Volatilität auf den Agrarmärkten erhöht habe. Dadurch sei der Kauf von Nahrungsmitteln für Millionen armer Menschen unerschwinglich geworden.

Zweifel am Einfluss der Spekulanten
Ob der Handel mit Derivaten und Terminkontrakten aber tatsächlich zu hohen Preisausschlägen bei den zugrundeliegenden Nahrungsmitteln oder Rohstoffen führt, ist in der Wissenschaft äußerst umstritten. Eine Metastudie Schweizer Forscher, die die Ergebnisse einzelner Untersuchungen zusammenfasste und auswertete, hatte Finanzspekulanten eher einen geringen Einfluss an den Rohstoffmärkten zuerkannt. Wenn überhaupt, dann dämpfen Finanzakteure sogar die Kursentwicklung, so das Ergebnis der Wissenschaftler von den Hochschulen Basel und Luzern (FONDS professionell ONLINE berichtete). (ert)