Das Fondsanalysehaus Morningstar stellt sein Ratingsystem um. Die Analysten des Hauses müssen nunmehr überzeugt sein, dass ein Fondsmanager sowohl seinen Vergleichsindex als auch das Feld seiner Konkurrenten übertreffen wird – und dabei die Risiken im Rahmen bleiben. Bislang genügte lediglich eines der beiden Kriterien, damit die Morningstar-Experten die Medaillen "Gold", "Silber" oder "Bronze" vergeben.

Die Änderungen will die Gesellschaft per Ende Oktober einführen. Sie gelten neben den von menschlichen Analysten erstellten Bewertungen auch für das sogenannte Morningstar Quantitative Rating. Dieses ahmt über einen Algorithmus das Morningstar Analyst Rating für jene Portfolios nach, die von keinem der hauseigenen Beobachter abgedeckt werden. Unverändert bleiben die Systematiken für die Vergabe der bekannten Morningstar-Sterne. Diese werden nach den Kennzahlen der Vergangenheit ermittelt.

Top-Ratings werden seltener
Die Umstellung dürfte Folgen haben. "Die Methodikänderungen werden dazu führen, dass Fonds in Märkten, in denen aktives Management sich schwertut, einen Mehrwert gegenüber einer Benchmark zu erzielen, auch seltener positive Analyst Ratings erhalten", prophezeit Morningstar-Expertin Barbara Claus. "Dadurch stellen wir aktive Fonds stärker als bisher in Konkurrenz zu den meist passiven und kostengünstigen ETFs."

Rating je nach Kosten der Anteilsklasse
Zudem vereinfacht das Haus das Bewertungsverfahren. Bislang stützten sich die Analysten auf die fünf Pfeiler Fondsmanagement, Prozess, Fondsgesellschaft sowie Performance und Gebühren. Künftig beachten die Analysten nur noch die drei Punkte Management, Prozess und Gesellschaft. "Anhand dieser Beurteilung schätzen sie ein, wieviel Mehrwert eine Strategie vor Kosten erzielen kann", führt Claus aus. "Die bisher separat erfolgte Beurteilung der Performance fließt in die Analyse der drei anderen Bereiche ein, während die Gebühren zukünftig an anderer Stelle im Ratingprozess berücksichtigt werden."

Bislang zogen die Analysten für ihre Einschätzungen entweder eine Anteilsklasse ohne Bestandsprovision heran, eine sogenannte Clean Share Class, oder sie stützten sich auf die älteste am Markt verfügbare Retail-Anteilsklasse. Diese wurde dann mit ähnlichen Tranchen konkurrierender Fonds verglichen. "In Zukunft werden die Ratings auf Anteilsklassenbasis vergeben", erläutert Claus. Die Analysten ziehen dann vom erwarteten Mehrwert einer Strategie für jede einzelne Anteilsklasse die jeweils anfallenden Kosten ab. "Das kann sich auch in unterschiedlichen Analyst Ratings für verschiedene Anteilsklassen eines Fonds niederschlagen", erklärt Claus. (ert)