Wenn die Ratinggesellschaft Morningstar einen Fonds mit einer Sterne-Bewertung adelt, stecken Anleger massiv Geld in das entsprechende Produkt – und umgekehrt. Eine Studie hat nun beziffert, wie hoch der entsprechende Effekt ist. Der Auswertung des Datenanalysehauses Flowspring zufolge flossen im vergangenen Jahr 533 Milliarden Dollar vor allem deshalb in bestimmte Fonds, weil sie ein Sternerating tragen. Das Analysemodell von Flowspring wertet das Nettomittelaufkommen von Portfolios aus und versucht aufzuzeigen, zu welchen Fonds, Kategorien oder Anbietern die Anleger ihr Geld tragen oder wo sie es abziehen.

Der Auswertung zufolge rangiert das Sterne-Rating damit an dritter Stelle der Einflussfaktoren, ob ein Fonds Mittel auf sich ziehen kann oder nicht – noch vor der Mehrrendite gegenüber der Konkurrenz. Wichtigstes Auswahlkriterium ist das Alter eines Portfolios, mit Abstand folgt an zweiter Stelle dan die Kostenbelastung.

Vom Einfluss überrascht
"Es ist weithin bekannt, dass der Einfluss der Morningstar-Ratings auf die Mittelflüsse groß ist. Aber ich bin überrascht, wie groß die Bedeutung wirklich ist", sagte Flowspring-Chef Warren Miller der Wirtschaftszeitung "Financial Times". Miller arbeitete früher selbst bei Morningstar. Der Analyst weist in der Studie mit dem Titel "Solar-Powered Fund Flows" zudem darauf hin, dass vor allem Fonds mit der Fünf-Sterne-Bestnote den größten Vertriebserfolg erzielen.

Kaum einen Unterschied lasse sich hingegen bei dem Mittelaufkommen von Produkten mit zwei, drei oder vier Sternen feststellen. Wenig überraschend hingegen: Aus Ein-Sterne-Fonds ziehen Investoren besonders viel Geld ab.

Ertragreiches Markenzeichen
Morningstar-Gründer Joe Mansueto rief bereits 1985 das Sterne-Rating ins Leben – im Jahr Eins nach der Firmengründung. Seither durchlief das Bewertungssystem zahlreiche Anpassungen und Veränderungen und entwickelte sich branchenweit zu einer wichtigen Entscheidungshilfe für Investoren.

Miller zufolge bringt das Rating vier Prozent des Morningstar-Umsatzes ein, der sich zuletzt auf mehr als 900 Millionen Dollar bezifferte. Der Beitrag zum Firmengewinn sei noch größer, meint Miller. Fondsanbieter können mit dem Gütesiegel ihre Produkte bewerben  – wenn sie eine Lizenz erwerben.

Replik zur Kritik
Das Rating erfuhr auch Kritik. So nahm etwa die britische Finanzaufsicht FCA in einer Studie zur Asset-Management-Industrie auch die Morningstar-Notensystematik ins Visier und monierte, dass diese Anlegern keinen wirklichen nutzen liefern würde. Morningstar versuchte in mehreren Auswertungen, diese Kritik zu widerlegen. Zudem verweist die Gesellschaft selbst darauf, dass die Sterne-Noten eine eher rückblickende Betrachtung darstellen. In die Zukunft schauende Einschätzungen böten eher die Analysten-Ratings. Die Bewertungen sollten generell auch nur eine Teilrolle bei der Fondsauswahl spielen. (ert)