Das Analysehaus Morningstar hat ein neues qualitatives Rating gestartet, mit dem es das Engagement von Fondsanbietern in Sachen Nachhaltigkeit bewertet. Dieses "ESG Commitment Level" wird auf zwei Ebenen vergeben: zum einen für den Asset Manager, zum anderen für einzelne Fonds.

Schon im März 2016 hatte das Analysehaus das "Morningstar Sustainability Rating" eingeführt – ein quantitatives Modell, für das aus den Nachhaltigkeits-Ratings der Einzeltitel im Portfolio eine ESG-Risikokennzahl für den gesamten Fonds berechnet wird. Mit dem neuen Tool tritt Morningstar nun in den Markt der qualitativen ESG-Fondsratings ein, tritt also in Wettbewerb zu Labeln wie dem FNG-Siegel oder dem Österreichischen Umweltzeichen.

Ergänzung zum bewährten "Analyst Rating"
"Wir verleihen mit dem 'ESG Commitment Level' unserer Überzeugung Ausdruck, inwiefern Asset Manager ESG-Strategien operativ und strategisch in ihre Organisation und in die Investmentprozesse integrieren", erläutert Morningstar-Analyst Christopher Traulsen. Die Skala reicht von "Leader" (führend) über "Advanced" (fortgeschritten) und "Basic" (Grundstufe) bis hin zu "Low" (niedrig).

Zum Start möchte Morningstar das neue Research-Maß auf gut 100 Fonds von 40 Asset Managern anwenden, die von Analysten in Nordamerika, der EMEA-Region, Hongkong und Australien untersucht werden. Weitere Portfolios und Anbieter sollen folgen. Dabei orientiert sich die Morningstar-Mitarbeiter an den Fonds, die sie ohnehin für das "Analyst-Rating" unter die Lupe nehmen.

Traulsen betont, dass das "Analyst Rating" und das "ESG Commitment Level" unabhängig voneinander erstellt werden. "Das 'Analyst Rating' drückt die Erwartung unserer Analysten aus, ob ein Fonds in der Lage sein wird, seine Kategorie-Benchmark im Laufe der Zeit auf risikoadjustierter Basis zu übertreffen. Das 'ESG Commitment Level' enthält dagegen keine Meinung zur erwarteten Performance eines Fonds."

Welche Kriterien eine Rolle spielen
Für das "ESG Commitment Level" auf Asset-Manager-Ebene bildet sich Morningstar zu drei Aspekten eine Meinung: "Philosophie & Prozess" machen 40 Prozent der Endnote aus, die "Ressourcen" und die "aktive Eigentümerschaft" jeweils 30 Prozent. Mit Ressourcen sind unter anderem die ESG-Daten gemeint, die das Unternehmen seinen Research-Teams zur Verfügung stellt. Auch die Erfahrung der Nachhaltigkeitsspezialisten spielt eine Rolle. Beim Punkt "Active Ownership" geht es zum Beispiel um ESG-relevante Richtlinien zum Abstimmungsverhalten auf Hauptversammlungen.

Die Note für den Asset Manager fließt mit 20 Prozent auch in das "Commitment Level" auf Fondsebene ein. Dort kommt eine Beurteilung des Investmentprozesses (45 Prozent) und der fondsspezifischen Ressourcen (35 Prozent) hinzu. Erste konkrete Benotungen dürfte Morningstar in den kommenden Wochen veröffentlichen. (bm)