Dass echte Könner im Fondsmanagement rar sind, hat sich bei Renditesuchern inzwischen herumgesprochen. Die Branchenbeobachter von Morningstar haben jüngst ermittelt, wie rasch sich das Feld der vermeintlichen "Überflieger-Fonds" schon im darauffolgenden Jahr lichtet (FONDS professionell ONLINE berichtete). Die Quote der wahren Spitzenkönner für einzelne Anlegekategorien haben die Morningstar-Experten ebenfalls exakt berechnet – unter realen Bedingungen, die viele Fondsberichterstatter aber geflissentlich ignorieren.

Um ein realistisches Bild von der Leistungsfähigkeit aktiver Fonds zu bekommen, wurden in den wichtigsten Fondskategorien für europäische Anleger zunächst die Quote der Outperformer ermittelt, die in einem Fünfjahreszeitraum ihre Benchmark übertrafen. "Dies ist eine faire Zeitspanne, innerhalb der Anleger erwarten können, dass breit diversifizierte Produkte in der Lage sind, ihre Messlate zu übertreffen", erläutert Morningstar-Analyst Ali Masarwah seine Vorgehensweise.

Auf den ersten Blick stimmen die Resultate zufrieden: Zwar gelang es bei Fonds, die weltweit in Aktien globaler Konzernriesen investieren, gerade mal zehn Prozent aller Produkte, ihren Vergleichsmaßstab in den Jahren 2011 bis 2015 zu überbieten. Bei anderen Anlageschwerpunkten wie europäischen Blue-Chip-Aktien (37 Prozent) und erst recht bei Aktienfonds, die auf Anteilscheine kleiner und mittelgroßer Unternehmen setzen (44 Prozent), ist die Outperformer-Quote aber um einiges größer. Dennoch: Auch aus diesen Zahlen muss man eigentlich noch etwas Luft herauslassen. Denn wegen des sogenannten "Survivorship-Bias" sind selbst diese Erfolgsquoten noch zu rosig. 

"Verstorbene" Fonds werden nicht mitgezählt
Grund hierfür ist, dass Fonds, die zwischenzeitlich wegen Erfolglosigkeit, mangels Masse oder wegen beidem vom Anbieter aus dem Sortiment genommen wurden, bei herkömmlichen Messungen unter den Tisch fallen. In die Endauswertung kommen also nur jene Fonds, die "überlebt" haben – eine nicht ganz redliche Methode, findet Masarwah.

"Die langfristige Erfolgsquote muss jene Produkte berücksichtigen, die über die Zeit aufgelöst wurden und somit nicht in herkömmlichen Statistiken auftauchen. Der Survivorship-Bias zeichnet ein verzerrtes, weil übertrieben freundliches Bild des Fondsmarkts." Angesichts des hohen Tempos, mit dem Fonds gerade in Europa vom Markt genommen würden, falle ein Bild, das liquidierte Fonds nicht berücksichtigt, zwangsläufig übertrieben schmeichelhaft aus.

Anteil der Fonds, die über fünf Jahre ihre Vergleichsgruppe übertrafen
(mit und ohne "Survivorship-Bias")

1462366865.pngQuelle: Morningstar: Stand: 31. März 2016

Aus diesem Grund hat der Morningstar-Fachmann nicht nur die überlebenden Fonds, die in der oberen Grafik durch die gelben Balken dargestellt werden, berücksichtigt, sondern auch die liquidierten Fonds hinzugenommen. "Beide Grafiken zeigen im Grunde also das gleiche Ergebnis, allerdings anhand zweier Fondsuniversen", erläutert Masarwah.

Die blauen Balken spiegelten das wahrheitsgemäße Bild ohne "Survivorship-Bias" wider und illustrierten damit die wahre Erfolgsquote aktiv verwalteter Fonds. Und so sinke die ohnehin mickrige Erfolgsquote in einigen Fondskategorien sogar noch weiter ab. Doch auch, wenn es weh tut: "Liquidierte Fonds gehören in jede Erfolgsberechnung", fasst Masarwah zusammen. (ps)