Der Boom der nachhaltigen Geldanlage ist ungebrochen: Die Zahl der ESG-Fonds steigt und steigt, selbst während der Coronakrise sammelten sie Milliarden ein. Das meiste davon stammt zwar von institutionellen Investoren, doch Umfragen zufolge möchten auch mehr und mehr Verbraucher bei ihren Anlagen ökologische, soziale und ethische Kriterien berücksichtigt wissen.

Kein Wunder, dass auch Finanzberater zunehmend ESG-Fonds und "grüne" Versicherungen in ihr Angebot aufnehmen. Gar nicht so wenige haben sich schon komplett auf nachhaltige Geldanlage spezialisiert oder stellen ihr Geschäftsmodell gerade entsprechend um. Allerdings gibt es, abgesehen von Kreditinstituten wie GLS, Ethikbank, Triodos oder Steyler Bank, kaum größere Vertriebseinheiten, die sich für diese Nische entschieden haben. FONDS professionell ONLINE stellt in den kommenden Wochen drei dieser Unternehmen vor. Den Anfang macht das Maklerhaus Mehrwert aus Bamberg.


"Wir agieren auf Augenhöhe"
Mehrwert ist die wohl größte bankenunabhängige Finanzberatungsgesellschaft in Deutschland, die sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben hat. Die Gesellschaft wächst stetig: Im Juli und im August stieß jeweils ein neuer Berater zum Unternehmen, sodass mittlerweile 26 Maklerinnen und Makler für Mehrwert tätig sind – verteilt über ganz Deutschland.

Die Vermittler arbeiten selbstständig unter dem Mehrwert-Dach. "Wichtig ist aber, dass die Kollegen keine Handelsvertreter sind, so wie das in anderen Finanzvertrieben üblich ist", sagt Geschäftsführer Gottfried Baer. "Sie treten also nicht als Erfüllungsgehilfe des Unternehmens auf, sondern schließen als Partner der Mehrwert ihre eigenen Maklerverträge und vollmachten mit ihren Kunden ab – die auch ihre Kunden bleiben." Am ehesten vergleichbar sei das mit einer Sozietät, meint Baer. "Uns liegt viel daran, dass es sich um eine echte Partnerschaft handelt – wir agieren deshalb auf Augenhöhe."

Überzeugung statt Marketing
Baer möchte weiter expandieren und sein Beraternetzwerk erweitern. Meist werde er von Interessenten direkt angesprochen. Voraussetzung für einen Einstieg sind die nötigen Erlaubnisse gemäß Paragraf 34d und 34f Gewerbeordnung. "Die allermeisten bringen auch schon Erfahrung in der Finanzberatung mit, bevor sie sich uns anschließen", berichtet Baer. Hinzu komme jedoch noch ein weiterer Punkt: "Bei uns ist nur derjenige richtig aufgehoben, der ein Herz für Nachhaltigkeit hat." Denn für die Mehrwert-Berater sei Nachhaltigkeit keine Marketingfloskel, sondern Lebenseinstellung.

Das war auch der Grund, warum Baer vor zehn Jahren Mehrwert gegründet hat. Er wuchs auf dem elterlichen Bauernhof auf und studierte Agraringenieurwesen mit den Schwerpunkten BWL und Ökologie. Als Praktikant lernte er Banken von innen kennen – und fand Gefallen an der Finanzwelt. 1996 fing er bei einem Finanzvertrieb an, arbeitete sich hoch und stieg schließlich in die Geschäftsleitung auf.

Doch der Job erfüllte ihn nicht mehr, er wollte sein eigenes Unternehmen gründen, in dem er seine Werte und Vorstellungen eins zu eins umsetzen kann. "Ich möchte helfen, Geld dorthin zu lenken, wo es der Umwelt und den Menschen zugleich dient", lautet sein Credo. Mitten in der Finanzkrise war es naturgemäß schwer, Geldgeber für sein Projekt zu finden. Die BCA willigte schließlich ein. Der Maklerpool hält bis heute ein Viertel der Firmenanteile.

Großer Innendienst
Mehrwert berät seine Kunden ganzheitlich, Baer möchte daher weder das Versicherungs- noch das Investmentgeschäft besonders forcieren. Mit Blick auf den Umsatz dominiert allerdings die Versicherungssparte, sie steht für knapp zwei Drittel der Erlöse. "Der Grund hierfür ist unsere betriebliche Altersvorsorge, die auf großes Interesse stößt, etwa bei Biolebensmittelherstellern und anderen ökologischen Unternehmen, die ihren Arbeitnehmern 'grüne' bAV-Tarife anbieten möchten", erläutert Baer. Mehrwert beschäftigt einen eigenen Experten, der die Makler bei bAV-Themen unterstützt.

Insgesamt darf der Innendienst mit zehn Mitarbeitern als gut ausgestattet gelten. So leistet sich das Haus unter anderem einen eigenen Analysten, der nachhaltige Investmentfonds selektiert. Diese Fonds sind Teil der Modellportfolios und der drei Vermögensverwaltungen, die Mehrwert gemeinsam mit der BCA anbietet.

Während es beim Vermögensaufbau und in der Altersvorsorge noch leichtfällt, auf Nachhaltigkeitskriterien zu achten, ist das bei kapitalmarktfernen Themen wie Sachversicherungen deutlich schwieriger. Wie sieht beispielsweise die erste "grüne" Hausratspolice aus, die Mehrwert 2013 gemeinsam mit der Barmenia an den Markt brachte? "Die Police war damals schon papierlos", berichtet Baer. "Außerdem enthält der Tarif eine Klausel, dass bei einer Neuanschaffung nach einem Schaden ein um 20 Prozent höherer Preis übernommen wird, wenn sie ökologisch fair produziert wurde. Das muss über bestimmte Siegel belegt werden." Weitere Aspekte der hauseigenen "grünen" Police: Je Vertrag fließen zwei Euro in einen Topf für Naturschutzprojekte. Und wer Mitglied in einem Umweltschutzverband ist, erhält zehn Prozent Rabatt auf den Beitrag. (bm)


Den vollständigen Artikel lesen Sie in FONDS professionell 3/2020 ab Seite 324. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.