Die Diskussion ist so alt wie das erste ESG-Mandat: Lässt sich mit Nachhaltigkeitsfonds die Welt verbessern? Als wirksamen Hebel nennen Branchenvertreter gerne "Engagements" – Englisch ausgesprochen, nicht Französisch. Hierbei versuchen Asset Manager, ihren Einfluss beim Top-Management geltend zu machen, um das Unternehmen in die "richtige" Richtung zu drängen.

Den größten Hebel haben hierbei naturgemäß die weltweit tätigen Fondsgiganten in der Hand, die sich allein wegen der Größe ihrer Beteiligung am Unternehmen Gehör beim Vorstand oder Aufsichtsrat verschaffen können. "Allerdings können nicht nur große Marktteilnehmer etwas erreichen", betont Christoph Klein, Geschäftsführer von ESG Portfolio Management. Seine Investmentboutique aus Frankfurt managt zwei Fonds, die zusammen 32 Millionen Euro verwalten. Trotz dieser im Branchenvergleich mickrigen Dimension scheuen Klein und seine Kollegen nicht den Konflikt mit Weltkonzernen, wie ein Blick in den Engagement-Bericht zeigt, in dem der Asset Manager detailliert über seine Initiativen berichtet.

"PRI Collaboration" sorgt für Druck
Exemplarisch ist das Engagement beim Frühstücksflockenhersteller Kellogg Co. "Als ich im Sommer 2019 Urlaub in den Vereinigten Staaten machte, fiel mir im Supermarkt eine Einmalpackung Cornflakes auf", berichtet Klein. "Das mag praktisch sein, weil man nur Milch reingießen muss, produziert aber Unmengen Kunststoffmüll."

Klein forderte den Konzern auf, ihm die Verpackungsstrategie des Unternehmens zu erläutern, doch die Investor-Relations-Abteilung reagierte nicht auf seine Anfrage. "Dann startete ich eine PRI Collaboration", sagt Klein. Auf dieser Plattform der UN-Initiative "Principles for Responsible Investment" (PRI) können Investoren Unterstützer für Engagement-Vorhaben suchen. "Ich habe einen Brief aufgesetzt, den zahlreiche weitere Asset Manager unterzeichneten – in Summe vertreten wir rund 60 Milliarden US-Dollar", so Klein.

"Ich möchte im konstruktiven Dialog Verbesserungen erreichen"
Jetzt reagierte der Cornflakes-Gigant. Zunächst gab es Calls mit der IR-Abteilung, dann auch mit dem Nachhaltigkeitschef. "Wir zogen auch externe Experten hinzu, um dem Konzern Alternativen zu Plastikverpackungen aufzuzeigen", berichtet Klein. Jüngsten Zahlen zufolge mit Erfolg: "Obwohl das Unternehmen wächst, sinkt der Kunststoffeinsatz", sagt der Portfoliomanager.

Klein geht es nicht darum, eine Firma abzustrafen. "Ich möchte im konstruktiven Dialog Verbesserungen erreichen", betont er. "Wenn Kellog weniger Plastik einsetzt, schont das nicht nur die Umwelt, sondern hilft auch der Reputation des Unternehmens. Das wiederum stützt die Kurse der Wertpapiere, was unserem Fonds zugutekommt." Er spricht daher von einem "Triple-Win": "Bei einem gelungenen Engagement profitieren alle – Gesellschaft, Unternehmen und Investor." (bm)


Was bringen Engagements wirklich? Eine aktuelle Analyse zu diesem Thema lesen Sie in FONDS professionell 2/2021 ab Seite 112. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.