Nachhaltigkeit kann Kundenschwund bei Banken stoppen
Die digitale Konkurrenz gefährdet das Stammgeschäft vieler Geschäftsbanken. Kunden nutzen das Angebot von Fintechs zwar nur sporadisch – dafür aber bei lukrativen Diensten, zeigt eine Umfrage. Klassische Geldhäuser können die Loyalität der Kontoinhaber jedoch zurückgewinnen.
Am Thema Nachhaltigkeit führt für Banken kein Weg mehr vorbei. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Unternehmensberatung Bain & Company. Demnach würden 42 Prozent der Studienteilnehmer mit höherer Wahrscheinlichkeit ein Produkt bei ihrem Kreditinstitut kaufen, wenn dieses ESG-konform (Environmental, Social, Governance) agiere. Allerdings wird die Nachhaltigkeitsleistung der Banken in Deutschland kritischer bewertet als in anderen europäischen Ländern.
Die Bain-Berater befragten für ihre Studie zur Kundenloyalität im Privatkundenbanking hierzulande 7.600 Kunden größerer Geschäfts- und Direktbanken sowie Sparkassen und genossenschaftlicher Institute. "Nur mit einer ganzheitlichen Ausrichtung auf Nachhaltigkeit können Banken ihre Kundschaft überzeugen und so davon profitieren, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Kapitalanlagen und Finanzierungen steigt", sagt Bain-Partner und Branchenexperte Nikola Glusac.
Fremdgehen an empfindlicher Stelle
Die Nachhaltigkeit werde das Retailgeschäft über das Jahr 2021 hinaus prägen und der gebeutelten Branche viele Möglichkeiten eröffnen. "Voraussetzung ist jedoch", so Glusac, "dass die Banken ihre Chancen jetzt konsequent nutzen, entschlossen handeln und – allen voran – ihren digitalen Vertrieb optimieren." Denn auch hier haben die hiesigen Geldhäuser Nachholbedarf, so die Bain-Analyse. Die Banken müssten eine Abwanderung zu der aufkeimenden, digitalen Konkurrenz verhindern. Diese nutzen Kunden bislang zwar nur für gelegentliche Geschäfts abseits der Hausbank.
Allerdings trifft dieses "Fremdgehen" der Kunden die etablierten Institute an empfindlicher Stelle. Dabei wurden besonders oft margenträchtige Produkte wie Kredite und Geldanlagen fremdgekauft, was für die Hausbanken besonders schmerzlich sei, so die Unternehmensberater. "Diese Abwanderung verschärft den Handlungsdruck und gefährdet zunehmend das Geschäftsmodell im traditionellen Retail-Banking", betont Bain-Partner Glusac. "Die Hausbanken können die Abwanderung stoppen, wenn ihre Produkte ökonomisch attraktiv sind und sie ihre Klientel zudem zum richtigen Zeitpunkt ansprechen." (ert)
