Vermögende Anleger tun sich weltweit schwer, ihr Erbe rechtzeitig und im Sinne aller Beteiligten zu ordnen. In der Folge kommt es häufig zu Konflikten – ganz besonders in Deutschland. Dies sind die zentralen Ergebnisse des "UBS Investor Watch Reports". Für die Analyse befragte die Schweizer Großbank im April 2022 4.500 Teilnehmer in 14 Märkten, die über mindestens eine Million US-Dollar an investierbarem Vermögen verfügen. 

Zwei von drei Erblassern (66%) fällt es dem Report zufolge schwer, ihr Vermögen fair aufzuteilen. In Deutschland sind es sogar 78 Prozent. Weltweit haben rund vier von zehn Befragten (42%) kein aktuelles Testament, in Deutschland ist es rund jeder Dritte (35%). Vor dem Hintergrund, dass in den kommenden zwei Jahrzehnten große Vermögen vererbt werden, seien die Resultate beunruhigend, schreiben die Autoren des Reports. 

Fehlende Kommunikation
"Die Regelung des Erbes sollte frühzeitig bei der Geldanlage berücksichtigt werden", erklärt Maximilian Kunkel, Chefanlagestratege für die UBS in Deutschland. Häufig scheitert eine rechtzeitige Vorbereitung jedoch an der Kommunikation innerhalb der Familien, wie die UBS-Analyse zeigt. So lässt jeder zweite Befragte die potenziellen Erben über die Höhe des Vermögens im Unklaren. 

Im internationalen Vergleich haben vermögende Deutsche besonders große Probleme, mit der Familie über die Nachlassplanung zu reden. Ein Grund dafür ist, dass 57 Prozent der Erblasser und 58 Prozent der Erben hierzulande das Thema als belastend empfinden. Vier von zehn Erblassern und gar sechs von zehn Erben wissen dem UBS-Report zufolge schlicht nicht, wie sie die Angelegenheit ansprechen sollen.

Späte Reue
Doch genau diese Sprachlosigkeit rächt sich nach Meinung vieler Erben: 63 Prozent der Befragten in Deutschland wünschen sich nach dem Tod ihrer Angehörigen, sie hätten das Thema Erbschaft ausführlicher besprochen. Weltweit sind es 40 Prozent. Denn häufig führt die mangelnde Vorbereitung zu Streit. 55 Prozent der deutschen Studienteilnehmer berichten von Unstimmigkeiten über die Aufteilung des Vermögens, international sind es 35 Prozent. 

"Geld und seine Verteilung ist in vielen Familien ein Tabuthema, was einer offenen Diskussion im Wege steht", sagt Lisa-Marie Wöhrle, Leiterin Wealth Planning bei der UBS in Deutschland. Ein externer Moderator könne schwierige Themen rund ums Erbe oft deutlich einfacher ansprechen und Einblick in eine Vielzahl ähnlich gelagerter Fälle geben. "Beides zahlt sich im Nachhinein für die Familie aus – emotional wie finanziell", so Wöhrle. (am)