Immer wieder werden in der Grenzregion zwischen Deutschland und den Niederlanden Geldautomaten gesprengt. 2022 erwischte es beispielsweise die Hauptgeschäftsstelle der Volksbank Erft in Elsdorf. Dort traf sich FONDS professionell zum Gespräch mit Volker Leisten, dem Vorstandsvorsitzenden des Instituts.

"Die Sprengungen sind extrem ärgerlich", sagt Leisten im Interview, das in voller Länge in FONDS professionell 2/2024 erschienen ist. "Wirtschaftlich gesehen müssten wir eigentlich mal eine Tüte mit 30.000 Euro an die Tür hängen, mit einem Schild mit der Aufschrift: 'Nehmt das Geld, aber bitte lasst die Sprengungen!'" Sein Haus gehe nach sechs Sprengungen im Jahr 2022 und weiteren Versuchen im Jahr darauf dazu über, Geldautomaten mit einer Betonschutzhülle aufzustellen. "Derzeit sind drei davon im Einsatz, der Anschaffungspreis pro Stück liegt im knapp sechsstelligen Bereich. Wobei es gar nicht so sehr um die Kosten geht. Vielmehr möchten wir der Bevölkerung signalisieren, dass wir etwas tun."

Hilfreiche Erdbeben-Seismografen
In der Regel würden die neuen Automaten auf einem Parkplatz aufgestellt, das diene auch dem Schutz des Umfeldes. "Zwar können auch die Betonbunker gesprengt werden, aber der Explosionsdruck entlädt sich auf einem kleineren Raum", erläutert der Bankchef. "Es gibt keine größeren Schäden mehr im Umfeld der Sprengung."

Von der Politik fühlt sich Leisten bei diesem Thema nicht im Stich gelassen – im Gegenteil. "Die Landespolitik unternimmt da einiges", betont er. Zudem gebe es beispielsweise in Mechernich in der Eifel eine Stelle, die Daten von landesweit verfügbaren Seismografen bei Erschütterungen aufzeichne. "Die Seismografen sollen eigentlich vor Erdbeben warnen, sie sind täglich 24 Stunden im Einsatz", so Leisten. "Geldautomatensprengungen geben ein ganz spezifisches Bild ab und werden registriert. Diesen Hinweis leitet die Leitwarte direkt an die niederländische Polizei weiter. Die kann dann ganz genau eingrenzen, an welcher Stelle die Täter über die Grenze kommen." Da soll es bereits einige Fahndungserfolge gegeben haben, berichtet der Bankchef.

Werben um Mitarbeiter
Leisten äußert sich im Interview auch zu einem weiteren Thema, das die Branche umtreibt: den Fachkräftemangel. "Ich spreche nicht nur von einem Fachkräfte-, sondern sogar von einem Arbeitskräftemangel", betont der Vorstandsvorsitzende. Sein Team versuche, die Bank als Arbeitgeber attraktiver zu machen.

"Unsere Mitarbeiter können jederzeit Vorschläge für Benefits einreichen", nennt er ein Beispiel. "Ein Projektteam unterzieht den Vorschlag einer Machbarkeitsstudie, und der Vorstand trifft im Anschluss die Entscheidung über eine Aufnahme in den Leistungskatalog für Mitarbeiter der Volksbank Erft." Aktuell laufe etwa ein Pilotprojekt mit Hunden im Büro. Auch die Arbeitszeit möchte die Volksbank flexibler gestalten. "Die 39 Wochenstunden können so verteilt werden, dass Mitarbeiter sich auch freizeitmäßig verwirklichen können", sagt Leisten. (mh/bm)


Das ausführliche Interview mit Volker Leisten ist in FONDS professionell 2/2024 ab Seite 384 erschienen. Dort äußert sich der Vorstandschef der Volksbank Erft auch über Banking im ländlichen Raum, mögliche Fusionen mit anderen Instituten und die Frage, an welchen Stellen sein Haus über den Einsatz künstlicher Intelligenz nachdenkt. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.