Kaum ein Ort, in dem noch keine Filiale dichtgemacht wurde: Die Zahl der Bankzweigstellen in Deutschland ist auf Sicht von zehn Jahren von 42.110 auf 34.045 gefallen. Für die Zukunft kündigt sich ein noch düsteres Bild an. So will die Deutsche Bank alleine in diesem Jahr rund 180 Außenstellen schließen, innerhalb der Sparkassenorganisation stehen rund 500 angekündigte Auflösungen an. Für die gesamte Branche prognostizieren die Analysten der DZ Bank, dass die Zahl der Filialen bis zum Jahr 2030 auf unter 20.000 sinkt.

Der Grund ist einfach: Kaum ein Kunde besucht noch die Geschäftsstellen, die meisten Bankgeschäfte werden mittlerweile online oder mobil erledigt. Einige jüngere Menschen kennen die Institution Filiale nur noch vom Hörensagen. Doch die zunehmende Distanz zum Kunden gefährdet das Geschäft – das haben die Banken längst erkannt. Darum arbeiten sie an neuen Konzepten, um die Menschen wieder in ihre Filialen zu locken.

"Flagship-Stores" und "Cityfilialen"
Die Commerzbank etwa eröffnete in einigen großen deutschen Städten neue Vorzeigegeschäftsstellen. Die sogenannten Flagship-Stores, die es bisher in Berlin, Stuttgart, Hannover und Bremen gibt, bieten mit einem großen Mitarbeiterstamm von jeweils 50 bis 60 Angestellten sämtliche Beratungen und Serviceleistungen an, die die Bank im Angebot hat. In den neuen Filialen können die Kunden auch eine Lounge, Kaffeebar und sogar Tablets mit Informationsangeboten nutzen.


Ausgewählte Fotos neuer Filialen von Commerzbank, Hamburger Sparkasse, Raiffeisenbank Vorarlberg und der italienischen Che Bank finden Sie in der Bilderstrecke oben – einfach weiterklicken!


Da nicht an jedem Commerzbank-Standort eine Musterfiliale entsteht, werden die "Dickschiffe" durch sogenannte City-Filialen ergänzt, die teilweise mit nur 60 Quadratmetern Fläche auskommen. Die Commerzbank plant, bis zu 500 ihrer deutschen Standorte in solche abgespeckten Filialen umzuwandeln.

Der alte Tresen kommt raus, offene Räume entstehen
Auch die Hamburger Sparkasse (Haspa) baut derzeit sämtliche ihrer 140 Geschäftsstellen um. Die Hanseaten möchten die Filiale zum Treffpunkt für die Menschen vor Ort machen – und wieder in den Mittelpunkt des Lebens rücken. Dabei geht der Trend weg vom Verkaufs- hin zum Begegnungsraum: Der alte Tresen kommt raus, offene Räume entstehen.

"Wir möchten ein neues Raumgefühl schaffen und dabei unsere Filialen zum lokalen Treffpunkt machen, an dem sich Nachbarn austauschen und vernetzen können", sagt Haspa-Chef Harald Vogelsang. Künftig können ortsansässige Vereine die Filiale als Veranstaltungsort nutzen und lokale Gewerbetreibende ihre Produkte ausstellen.

"Lebensqualitätscenter" statt Schalterhalle
Das Düsseldorfer Architekturbüro BKP hat für die Raiffeisenbank Bludenz im österreichischen Vorarlberg eine neue Hauptstelle entworfen, die ganz ohne die typische Kundenhalle auskommt. Im "Lebensqualitätscenter" kann der Kunde nicht nur seine Bankgeschäfte erledigen, sondern auch shoppen oder im angegliederten Café einen Cappuccino genießen.

Bei der Gestaltung wurden auch die kulturellen und regionalen Gegebenheiten vor Ort berücksichtigt. "Die Beratungsräume interpretieren die klassische Holzstube neu und zeigen das Panorama der heimischen Berge", sagt BKP-Chef Heiner Kolde. Um flexibel zu sein, sind die Raumsysteme modular und rückbaubar aufgebaut. So ist ein Umzug in größere oder kleinere Flächen einfach umzusetzen. "Mit wandelbaren Präsentationsflächen und sinnvoller Mehrfachnutzung können die Flächen optimiert und der Kostenaufwand gesenkt werden", so Kolde. (mh/bm)


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