Viele Dinge des Alltags sind genormt. Am bekanntesten sind sicher die Größen von Papierblättern, die das Deutschen Institut für Normung (DIN) festgelegt. Aber auch die Arbeitsflächen in einer Küche und die Größen der Küchengeräte gibt das DIN vor – die DIN- Norm 66354 "Kücheneinrichtungen, Formen, Planungsgrundsätze", um genau zu sein. Insgesamt existierten Ende 2017 in Deutschland 34.102 Normen. 

Die Zahl wird sich bald ändern, schon allein, weil die erste Norm im Finanzdienstleistungsbereich kommt. Seit Juni 2018 liegt der Entwurf für die DIN-Norm 77230 "Basis-Finanzanalyse für Privathaushalte" vor. Ende des Jahres soll die neue DIN-Norm in Kraft treten. Gut dreieinhalb Jahre haben 40 Finanzdienstleister – darunter große Häuser wie die Deutsche Bank, die Commerzbank sowie die Versicherer Allianz und Zurich – in einem Ausschuss über eine standardisierte Basis-Analyse beraten. Auch die Stiftung Warentest und  Brancheninitiativen wie der Arbeitskreis Beratungsprozesse waren in dem Gremium vertreten. 


Ihre Meinung ist gefragt!
Was halten Sie als Anlageberater oder Versicherungsvermittler von der Norm? Werden Sie sich künftig an den neuen Vorgaben orientieren?



 


Analyse folgt klar strukturiertem Prozess
Die Grundlage für die Diskussionen im Norm-Ausschuss, bei den es dem Vernehmen nach oftmals hoch herging, ist die vom Defino Institut für Finanznorm 2014 veröffentlichte DIN-Spec 77222 "Standardisierte Finanzanalyse für den Privathaushalt". Eine Spec oder Spezifikation ist eine Vorstufe zu einer Norm und wird gerne als Testballon genutzt.

In der Basisanalyse wird ermittelt, welchen finanziellen Bedarf ein Kunde hat, welche Risiken bestehen, wie es mit der bereits getroffenen Vorsorge bestellt ist und wo Ist-Werte von Soll-Werten abweichen – wo also Lücken zu füllen sind (lesen Sie hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch). "Ziel ist es, einen objektiven, reproduzierbaren und transparenten Analyseprozess zu schaffen", sagt Klaus Möller, geschäftsführender Gesellschafter des Defino-Instituts, das künftig die Zertifizierung von Vermittlern und Vertrieben übernehmen wird, die nach der neuen Norm arbeiten. "Die Zertifizierung ist jedoch nicht verpflichtend", sagt Möller.

Norm ist kein Gesetz
Der neue Standard für die Finanzanalyse ist kein Gesetz. Vermittler, die sich dazu verpflichten, nach der Norm zu beraten, müssen dann allerdings stets demselben, klar strukturierten Prozess folgen. Das gilt selbst dann, wenn ein Kunde nur nach einem bestimmten Produkt fragt. Ausgenommen sind anlassbezogene Vermittlungen, etwa wenn ein Kunde eine Kfz-Versicherung benötigt.

Was genau hinter der DIN-Norm 77230 "Basis-Finanzanalyse für Privathaushalte" steckt, und wie eine Basisanalyse im Einzelnen funktioniert? Klicken Sie sich einfach durch unsere Bildstrecke oben. (jb/am)