In Großbritannien hat das Verbot von Provisionen in der Finanzberatung seit 2013 offenbar zu dem von der Regierung gewünschten Effekt geführt: Finanzberater vermitteln weniger Produkte, für die vor der Einführung der sogenannten "Retail Distribution Review" (RDR) hohe Provisionen gezahlt wurden. Zudem hat sich die Beraterbranche insgesamt professioneller aufgestellt.

Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie im Auftrag der britischen Finanzaufsichtsbehörde FCA (Financial Conduct Authority), auf die der Berufsverband deutscher Honorarberater (BVDH) in einer Pressemitteilung aufmerksam macht. Dennoch zeigt die Studie auf, dass es noch Raum für Verbesserungen gibt. Zudem muss bei einem Ergebnis sehr kritisch nachgefragt werden.  

Die im Dezember 2014 veröffentlichte Studie "Post-implementation review of the Retail Distribution Review" bescheinigt der Branche neben dem Rückgang des Verkaufes von Produkten mit hohen Vertriebsprovisionen auch, dass der Absatz komplexer Produkte stark zurückgegangen ist. Dagegen hat der Verkauf einfacher Finanzprodukte deutlich zugenommen. Die Preise für Finanzprodukte sind überdies in der Regel um den früheren Gebührenaufschlag gesunken, zum Teil gab es darüber hinaus Preisrückgänge in Folge des intensiveren Wettbewerbs unter den Finanzvermittlern.

Weiterhin hat die große Mehrheit der Finanzberater inzwischen die neu eingeführten Minimum-Standards erfüllt. Eine wachsende Zahl der Berater qualifiziert sich sogar über dieses Minimum hinaus. Die zunehmende Qualifizierung in Verbindung mit einem stärkeren Fokus auf der Qualität der Beratungsleistung hat zu einer deutlichen Professionalisierung des Beratermarktes geführt, erklären die Studienverfasser weiter.

Keine Beratungslücke
Auf der Liste der Dinge, die es zu verbessern bzw. auszubauen gilt, steht der Ausbau automatischer Beratungssysteme. Zudem müsse das Angebot für einfache(re) Produktberatungen vergrößert werden, vermeldet die FCA.

Ein weiterer Punkt auf dieser Liste steht im starken Kontrast zu den Aussagen von Marktteilnehmern, welche eine sehr große Lücke bei der Beratung von Anlegern mit kleinem Geldbeutel sehen. Die Studie erwähnt zwar diese Einschätzungen, kommt aber zu dem Schluss, dass sich keine Einschränkungen bezüglich des Zugangs von Bevölkerungsteilen zu Finanzberatung feststellen lassen. Der Grund: Die Finanzberater seien überwiegend daran interessiert, ihren Kundenstamm weiter auszubauen, so sie Autoren.

Auf Seiten der Verbraucher lasse sich demgegenüber eine kritischere Prüfung der Beratungsleistung feststellen – stimme aus Sicht der Kunden das Preis-Leistungsverhältnis nicht, bestehe die Gefahr einer Hinwendung zu günstigeren Beratungsmodellen. Dabei haben sowohl der durchschnittliche Erlös als auch die Profitabilität bei den Beratungsunternehmen zugenommen.

Die vollständige Studie (in englischer Sprache) finden Sie hier. (jb)