Die Comdirect-Tochter Ebase bietet die im Februar 2014 mit der Scout24-Gruppe gestartete Online-Vermögensverwaltung ab sofort in Eigenregie an. Das einst als "Financescout24 Managed Depot" bezeichnete Angebot wird nun unter der Marke "Fintego Managed Depot" vertrieben – Financescout dient fortan nur noch als Vermarktungspartner.

Bei dem Produkt handelt es sich um eine standardisierte Vermögensverwaltung auf ETF-Basis in fünf unterschiedlichen Risikostufen. Der Kunde erteilt – anders als bei vielen anderen Asset-Management-Fintechs – ein richtiges Vermögensverwaltungsmandat. Ebase agiert als Finanzportfolioverwalter, die Bank trifft also auf Basis der Anlagerichtlinien die Investmententscheidungen. Fast alle Schritte, auch das Abarbeiten des WpHG-Fragebogens, erfolgen digital, nur für die Depoteröffnung ist noch das Post-Ident-Verfahren nötig. In den kommenden Monaten möchte Ebase aber alternativ das Video-Ident-Verfahren anbieten, um einen Medienbruch zu vermeiden.

"Hinter den Erwartungen"
Wegen der einfachen Handhabung und der geringen Kosten stellen Angebote wie Fintego perspektivisch eine ernsthafte Konkurrenz zur klassischen Anlageberatung oder Vermögensverwaltung dar. Der große Erfolg blieb bislang freilich aus: Seit dem Start im Februar vergangenen Jahres wurden erst rund 250 Depots eröffnet, der Durchschnittsbestand liegt bei 10.000 Euro – macht in Summe etwa 2,5 Millionen Euro.

"Damit liegen die Zahlen aktuell noch hinter den Erwartungen zurück", räumt Ebase-Chef Rudolf Geyer gegenüber FONDS professionell ONLINE ein. "Dennoch hat die gemeinsame Pilotphase mit Scout24 gezeigt, dass sich das Produktkonzept bewährt und auf ein breites Interesse stößt."

Gründe für den Teilrückzug liegen im Dunkeln
Über die Gründe, warum sich Financescout aus dem gemeinsamen Projekt zumindest teilweise zurückzieht und nun nur noch Vermarktungspartner ist, gibt es von den Beteiligten keine klaren Aussagen. "Bereits in der Entwicklungsphase haben wir uns dazu entschieden, nach einer Pilotphase anhand von Kundenfeedback über die Weiterentwicklung des Produktes zu entscheiden", teilte die Scout-Gruppe auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE mit. Tatsache ist, dass der Financescout-Geschäftsführer, der das Projekt maßgeblich vorangetrieben hatte, das Unternehmen inzwischen verlassen hat – ob die Neuaufstellung der Managed Depots mit seinem Abgang zusammenhängt, war nicht in Erfahrung zu bringen. Der ehemalige Geschäftsführer hatte große Hoffnungen in das neue Angebot gesteckt und von einem langfristigen Projekt gesprochen.

Geyer sagte gegenüber FONDS professionell ONLINE, die gemeinsame Pilotphase mit Scout24 als exklusivem Vermarktungspartner habe das Ziel gehabt, "auf Basis des Kunden- und Marktfeedbacks die richtigen Entscheidungen bei der Weiterentwicklung zu treffen". Dank der Digital-Expertise der Scout-Gruppe seien einige wichtige Verbesserungen für den breiten Vertriebsstart umgesetzt worden. Nun folge der nächste Entwicklungsschritt: "Wir öffnen das Produkt für weitere Zugangskanäle und damit für ein größeres Publikum."

Auch 34f-Berater können das Produkt vertreiben
So können künftig auch Vermittler mit Erlaubnis nach Paragraf 34f der Gewerbeordnung die Fintego-Portfolios anbieten. Geyer berichtet von "konkreten Gesprächen mit angeschlossenen Partnerorganisationen der Ebase", darunter sowohl Vertriebe, die Provisionsmodelle oder Serviceentgeltmodelle anbieten, als auch Honorarberater.

"Ein Modell der Zusammenarbeit könnte dabei so aussehen, dass die Partner den Online-Eröffnungsdialog direkt in ihr Portal integrieren", so Geyer. Für Vertriebe oder Portale, die nicht über die erforderliche Geschäftserlaubnis für den Vertrieb von Investmentfonds verfügen, komme eine Werbepartnerschaft in Frage. "Im Gegensatz zu anderen innovativen Anlagelösungen aus dem Fintech-Bereich ist bei uns der Partner also nicht außen vor, sondern kann das Angebot für sich und seine Kunden nutzen", betont Geyer.

B2B-Bank wagt Schritt hin zum Endkunden
Einen weiteren Zugang bietet Ebase selbst: Anleger können die Vermögensverwaltung direkt über www.fintego.de abschließen. Für eine B2B-Bank wie Ebase ist das ein durchaus beachtlicher Schritt, schließlich kann das als erster Schritt ins B2C-Business, also das Geschäft mit Endkunden, verstanden werden. Geyer weist eine solche Interpretation zurück: "Ebase ist und bleibt weiterhin ein B2B-Anbieter. Mit Fintego führen wir eine separate Marke, die für zukunftsfähige Geldanlage steht und bei der die Anleger entweder direkt oder über Vertriebspartner das Produkt abschließen können."

Das Preismodell für den Endkunden ist einheitlich: Unabhängig vom Zugangskanal bewegt sich die jährliche Entgeltstaffel von 0,5 Prozent bis maximal 1,25 Prozent der Anlagesumme. (bm)