Deutsche Privatanleger haben im Jahresverlauf Verluste in Höhe von 213 Milliarden Euro angehäuft. Das ist mehr als bei der weltweiten Finanzkrise des Jahres 2008, als deutsche Sparer 115 Milliarden Euro einbüßten. Dies zeigt das zweite Rendite Radar des Freiburger Robo Advisors Whitebox. Die Studie stützt sich auf Daten des Düsseldorfer Analysehauses Barkow Consulting. Im Jahr 2021 hatten deutsche Privatanleger noch einen Rekordgewinn erzielt, und zwar in Höhe von mehr als 300 Milliarden Euro.

"Die Zahlen führen uns die Dramatik der Entwicklungen im bisherigen Jahresverlauf nochmals drastisch vor Augen", sagt Salome Preiswerk, Gründerin und Chefin von Whitebox. "Der Angriff auf die Ukraine, die hohe Inflation und die drohende Rezession haben deutliche Spuren an den Kapitalmärkten hinterlassen – und eben auch bei den Vermögen von Privatanlegern."

Inflation schlägt zu
Die Kursverluste an den Börsen brockten den Sparern ein Minus von 267 Milliarden Euro ein. Die laufenden Erträge aus Dividenden, Zinsen und anderen Ausschüttungen in Höhe von 54 Milliarden Euro konnten das Minus nur leicht abfedern. Entsprechend lag die Rendite privater Anleger im ersten Halbjahr 2022 über alle Anlageklassen hinweg bei minus 2,8 Prozent. Die annualisierte Realrendite, die auch die Inflation berücksichtigt, lag sogar bei minus 12,2 Prozent. Auch dies ist der niedrigste Wert seit Beginn der Datenerfassung.


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Die Verluste lagen zudem im zweiten Quartal 2022 mit einem Minus von 131 Milliarden Euro nochmals deutlich höher als im ersten Quartal, als Anleger 82 Milliarden Euro einbüßten. Es ist das erste Mal überhaupt seit dem Jahr 2009, dass Anleger in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen Verluste verzeichneten. Selbst 2020, im ersten Jahr der Corona-Pandemie, gab es nur ein Verlustquartal. Whitebox-Gründerin Preiswerk zufolge sollten sich Anleger davon aber nicht entmutigen lassen: "Die Aktienkurse steigen in aller Regel schon, bevor sich die Lage in der realen Wirtschaft wirklich bessert – und gerade Verlustphasen bieten oft die besten Einstiegsgelegenheiten, weil Anleger dann gute Unternehmen zu niedrigen Preisen erwerben können." (ert)