Ein neuer Spieler will in Deutschland das Segment der unabhängigen Vermögensverwalter aufmischen. Die Lunis Vermögensmanagement AG will noch in der ersten Jahreshälfte 2017 in den Markt einsteigen. Der neue Akteur hat einen gewichtigen Geldgeber hinter sich: die amerikanische Private-Equity-Gesellschaft J.C. Flowers. Der Investor hält 50,1 Prozent. Die Private-Equity-Gesellschaft des Milliardärs und ehemaligen Goldman-Sachs-Bankers Christopher Flowers ist in Deutschland mit seinen Investments in die Krisen-Institute HSH Nordbank und Hypo Real Estate (HRE) bekannt geworden.

Die anderen Anteilseigner sind die Co-Vorstandschefs von Lunis, Andreas Brandt und Christoph Lieber. Mitgründer Brandt war bis vor kurzem Generalbevollmächtigter der Bank J. Safra Sarasin in Frankfurt. Das Schweizer Traditionshaus wickelt derzeit sein Privatbank-Geschäft in Deutschland ab. Lieber wiederum war seit 2016 Chef der andorranischen Vall Banc. Das Institut ging aus den Resten der BPA hervor, die für internationale Kriminelle als Geldwäsche-Kanal diente. Die Bank wurde 2015 geschlossen, vom Staat Andorra übernommen und dann an J.C. Flowers verkauft.

Wachstum durch Übernahmen
Nun nimmt der US-Investor offenbar erneut Anlauf im deutschen Finanzdienstleistungsmarkt. Mit hochindividuellen Leistungen in der unabhängigen Vermögensverwaltung strebe Lunis Vermögensmanagement eine führende Rolle in Deutschland an, heißt es in einer Mitteilung. Das Unternehmen startet mit über 20 Mitarbeitern zunächst an den Standorten Frankfurt am Main, Berlin, Hamburg sowie Hannover und München.

Doch das soll nur der Anfang sein. Brandt, Lieber und Flowers hegen sportliche Wachstumsambitionen. Lunis wolle sich innerhalb kurzer Zeit als treibende Kraft im Konsolidierungsprozess des in Deutschland stark fragmentierten Wealth-Management-Marktes etablieren, heißt es. Zu diesem Zweck strebe das Unternehmen ein starkes organisches und anorganisches Wachstum an. Im Klartext: Lunis will also auch durch Übernahmen wachsen.

Der Druck wächst
Angesichts des immer höheren Aufwands für die Regulierung stehen insbesondere kleinere, unabhängige Vermögensverwalter vermehrt unter Druck. Hinzu kommt eine wachsende Zahl an Unternehmensübergaben, da sich viele Firmengründer dem Rentenalter nähern. Lunis und andere aufstrebende Unternehmen können also auf einige Übernahmekandidaten hoffen. In der Praxis kam es bislang aber noch zu wenigen Transaktionen.

Brandt und Lieber gehen bereits zum Jahresende von einem Kundenvermögen im Wert von einer Milliarde Euro und einer erheblichen Steigerung in den folgenden Jahren aus. Langfristig sollen weitere Märkte in Europa erschlossen werden. "Mit Lunis vereinen wir das Beste aus schweizerischer, deutscher und internationaler Kompetenz im Bereich Vermögensverwaltung", sagt Co-Chef Lieber. "Damit bieten wir unseren Kunden das Know-how, das ihnen für das Erreichen ihrer Investmentziele den größtmöglichen Nutzen bietet", ergänzt Brandt. (ert)